Wichtige Fragen und Antworten

Drei Beiträge betrifft die gestrige Diskussion – hier die 3 Links nochmal (für Neueinsteiger in dieses Thema):

https://ueberlebendlebendlebendig.wordpress.com/2019/10/31/ein-schwieriges-thema/

https://therapiealternative.wordpress.com/2019/10/31/in-einer-zeit-vor-unserer-zeit/

https://vergissmeinnichtdaslebendanach.wordpress.com/2019/11/01/schwieriges-thema/comment-page-1/?unapproved=1903&moderation-hash=876aeff735918e27bb3448fb93174682#comment-1903

Diese Fragen halte ich für sehr wichtig und ich freue mich soviele gute Gedanken hierzu von Menschen zu lesen, die sich mehr dafür interessieren als schwarz und weiß.

Ich gehe jetzt vor allem auf die Fragen von Vergissmeinnicht… ein, weil mir da viele Antworten und Möglichkeiten der Interpretation eingefallen sind. (und auch weil ich mit Überlebendlebend…. bereits per email einen Austausch darüber hatte).

Es geht ja um das Thema: Was macht ein Opfer zum Täter oder zum Nicht-Täter? Du Vergissmeinnicht…. schreibst: „Unsere Mutter wurde Opfer und Täter im Erwachsenen Leben. Wir waren Opfer und waren Täter als Kind aber nicht als Erwachsene.“

Ich: Woher weißt Du das? Kannst Du das mit Sicherheit verbürgen? Woher weißt Du ob sie nicht schon als Kind (und es selbst nicht wussten – als Kleinkind, Baby oder sich einfach nicht mehr erinnern konnten) Opfer geworden sind und es nur fortsetzen?

Weiter stellst Du da einen Unterschied fest zwischen ‚Deinen‘ Tätern und Dir, indem Du das fehlende Mitgefühl heraus nimmst und schilderst das Beispiel von Deinem ‚Täterintrojekt‘, das damals verantwortlich war für etwas was Du mit einem Kind wiederholt hast und dann aufgehört hast, als das Kind weinte….

Da fallen mir 2 Dinge auf: Du distanzierst Dich (sprachlich schon) von Deinem Täterintrojekt, in dem Du plötzlich in der 3. Person von diesem Anteil sprichst. In der 3. Person kann man m.e. keine Verantwortung dafür unternehmen – aber darauf will ich gar nicht hinaus, Du warst ja auch noch Kind. Wesentlich ist mir dabei zu bemerken, dass es möglicherweise den sog. Tätern ebenso geht, dass sie sich abgespaltet haben von dem „bösen Introjekt“. Abgesehen davon, weiß man oft ja gar nicht unter welchem Wertesystem Menschen aufgewachsen sind. Vor allem die Kirche hat viel Böses verbreitet in Wort und Taten, das kann Menschen sehr verwirren und seine Wertvorstellungen so verdrehen, dass sie zum eigenen System passen.

Du sagst oder hast den Verdacht, dass Täter Freude am Leid der anderen haben. Auch da wieder eine Frage: Bist Du Dir dessen sicher?

Dazu das Beispiel eines Kindes, das andere missbraucht (solche hältst Du ja nicht für verantwortlich – ich auch) es handelt z.Bsp. aus einem Druck heraus, weil solche Missbräuche sehr viel inneren Druck und Hilflosigkeit erzeugen. Es versucht es vielleicht bei anderen Kindern loszuwerden, weil der Druck kaum noch aushaltbar ist und weil der Druck vielleicht schwächer wird, wenn es einem anderen Kind dasselbe antut, weil der Druck nachlässt, wenn es sich nicht mehr hilflos fühlt, denn es kann ja was bewirken, den Druck weitergeben – das hilft möglicherweise kurzfristig.

Jetzt nehmen wir an, dieses gleiche Kind wird niemals dabei entdeckt (wird wohl sehr oft so sein) und integriert die Geschichte des Missbrauchs in der Art, dass es zwar verdrängt was geschehen ist, aber der Druck taucht immer wieder auf…. die Gehirnbahnen werden entsprechend eingefräst als Lösungsweg, der beibehalten wird, denn es bleibt verborgen, was ihm selbst geschehen ist damals als Kind. Das ist übrigens bereits erforscht, dass die meisten Täter die Traumen ihrer Kindheit bezüglich Missbrauch nicht mehr verfügbar haben – tief vergraben. (Nebenbei noch bemerkt, Jungens/Männer die Missbrauch erlebten, haben es in unserer Gesellschaft noch schwerer, so einen Missbrauch zuzugeben, denn er gilt ja als ‚unmännlich‘ – sie haben diese Hypothek zusätzlich noch obendrauf) So kommt es zu Wiederholungen ohne Ende. Da Missbrauch ja verpönt ist, wird er natürlich so gut es geht von den Tätern verborgen.  Und übrigens, man hat auch längst Untersuchungen gemacht – ob Menschen durch Gefängnisstrafen oder gar Todesstrafen von Verbrechen abgehalten werden kann – das Ergebnis war sehr mager. Die Verbrechen wurden trotzdem meist begangen, die Verbrechensrate sank nur minimal. Und da gibt es noch ein nachgewiesenes Fakt in der Kriminalwissenschaft, dass viele Täter seltsame Fehler in ihren Taten einbauen und es scheint, dass manche Täter es (unbewusst) regelrecht darauf anlegen gefasst zu werden. (Hinweis auf ein Schuldbewusstsein aus der Tiefe der Seele)

Zum Unterschied will ich noch Deinen Punkt ‚Täter und Gelegenheit‘ anführen, den Du erwähnst, indem Du verantwortlich Kindern aus dem Weg gehst. Sorry, aber dann kannst Du nie Mutter werden. Ich habe eine Tochter großgezogen, ich habe in Kindergärten Praktika gemacht, ich liebe Kinder, ich bin Erzieherin – damals wusste ich noch nichts von einem Missbrauch der mir geschehen war, der war Jahrzehnte vergraben. Frage an Dich V.; Willst Du wirklich die Möglichkeit Mutter zu werden, den Tätern opfern? Da finde ich den Weg Dir solche Fragen zu stellen und das Täter- und Opfersein zu ergründen und da immer mehr Bewusstsein zu schaffen, weitaus konstruktiver und das kann Dich weit besser davor schützen, etwas weiterzugeben was Dir geschah.

Also mir liegt völlig fern – das betone ich – eine Bresche für die Täter aller Art zu schlagen, ich halte es nur nicht für sehr hilfreich alles in schwarz und weiß einzuteilen. Unsere Vergangenheit (ich bin auch eine Nachkriegsgeneration) sollte uns geschichtlich interessieren und sensibel dafür machen, was da so viele in der Nazizeit so unsagbar schreckliche Dinge tun hat lassen – welche Mechanismen da im Spiel waren. Es geht mir um die Strukturen, die Gewalt, Missbrauch und Unwissenheit befördern, damit wir den Schrecklichkeiten Einhalt gebieten können. Wenn wir nur den Blick auf unser eigenes Opfersein richten und dabei stehen bleiben wird es m.e. nicht gestoppt.

Noch eine mutige Aussage von mir selbst – so wie Ihr das auch gewagt habt zuzugeben:

Ich habe mit 14 Jahren auch von 2 Gegebenheiten zu berichten, die ich noch heute für sehr schlimm halte:  Eine war sicher auch eine aus dem sex. Missbrauchsfolgen und die andere aus meiner Gewaltvergangenheit. Ich bedrohte eine 2jährige  für die ich verantwortlich war, weil sie nicht schlafen wollte und stattdessen schrie, sie zu ersticken, indem ich ihr  die Decke über den Kopf zog bis sie vor Schreck still war. Ich habe heute noch große Gewissensbisse, dass es da eine Frau gibt, die noch irgendwo gespeichert hat, was damals geschah. Es vielleicht nicht wusste und Astma oder ähnliches bekam aus psychischen Gründen. Traumen – egal welcher couleur – setzen sich fort. Dieses damalige Kind und jetzt Frau wird sich mit ziemlicher Sicherheit nicht daran erinnern können, was ich ihr für Todesangst eingejagt habe. Und ihr hilft auch nicht, dass ich damals erst 14 Jahre alt war und grad meine Mutter gestorben war.

Ihr seht auch ich hatte Glück „nur“ den Stempel des Opfers aufgedrückt bekommen zu haben, weil niemand außer ich wusste was ich getan habe und so wurde ich nicht verTätert.

Ja, ein schwieriges Thema!

Ich hoffe meine Antworten und meine Infragestellungen von Schwarz/Weiß wurden nicht missverstanden.

 

Erinnerungen

Eigentlich habe ich für eine DIS relativ viele Erinnerungen (nicht die Emotionen) aber halt so viele Teilstückchen aus der Zeit als ich noch klein war – so ab 4 oder 5 Jahre.

Aber heute ist mir im Gespräch mit meiner Schwester so richtig bewusst geworden, dass dies eigentlich alles Erinnerungen sind, die mir Verwandte – vor allem meine Schwester – mir erzählt hatte, die 6 Jahre älter ist. Ohne diese Zeugen wüsste ich weitaus weniger.

Von 14 bis 17 (meine Mutter starb als ich 14 war) habe ich fast gar keine Erinnerungen. Obwohl ich da doch älter war, müsste doch was hängengeblieben sein. Im Heim, in das ich nach dem Tod meiner Mutter kam, hat man mir ein Jahr später erzählt, dass ich nicht mehr gesprochen habe – wieso ich mich da nicht dran erinnere – ist schon komisch. Wo war ich denn dann da? Ich vermute irgendwie in mir drin!

Das Geschichtenschreiben hat mir auf diesen Weg – für die vielen Lücken Erinnerungen geschenkt. Vielleicht sind sie nicht 1:1 wahr, aber sie geben mir ein Gefühl dafür, wie die Atmosphäre war – damals – und sie machen aus dem wenigen, was mir erzählt wurde, und dem was ich an Erinnerungsfetzen habe – eine narrative, zusammenhängende Geschichte – mein Leben.

Und irgendwie ist es seltsam, wenn ich so auf das Stückwerk meines Lebens schaue, ist es wirklich meins? Was bleibt wohl davon übrig, wenn mein Körper zu Asche zerfällt?

Werden diese Erinnerungen, mein zerstückeltes Leben dann noch eine Bedeutung haben? Werden meine Innenkinder, dann wieder ganz Eins werden mit mir? Was wird übrig bleiben als Essenz aus diesem zeitweise so qualvollem Leben? Was wird der Lohn sein für meine Bemühungen, das Beste aus diesem gewähltem Erdendasein gemacht zu haben? Wird es überhaupt belohnt werden? Vielleicht wird es einfach sich auflösen in etwas viel Wichtigeres. Und was wird das Wichtigere dann sein? Wird diese Leben hier, nur eines von vielen sein, das keine Bedeutung mehr hat – gemessen an dem, was uns nach dem Tod erwartet? Vielleicht werden wir sogar darüber lachen – über die vielen Dramen, in die wir Jahrzehnte Leben investiert haben. Vielleicht ist es nur ein kleines Puzzleteil von meinem „Ganzen“ oder dem großen Ganzen, wenn wir von dort einen Blick darauf richten. Vielleicht geht es uns dann so, dass wir auf dieses Leben blicken (zusammen mit den anderen Vor- und Nachherleben, die wir schon gelebt haben) und schmunzeln über die Erkenntnis, dass wir wieder mal in die Falle gegangen sind und geglaubt haben, dass dieses eine schmerzhafte Leben überaus wichtig war.

Vielleicht erkennen wir dann mit der Verschmelzung von Gottes Humor, dass dieses Leben auch nur eine Geschichte war – keine schöne – aber eine lehrreiche, dessen Lehren wir dem Großen-Ganzen als Rückkehrgeschenk – als kleiner Tropfen – dem ewigen Meer hinzu gefügt haben – unseren individuellen Beitrag zum „Allem-was-ist“.

Vielleicht geht es uns so wie Nero – in dem Film Matrix – dass wir irgendwann erkennen, dass wir nur ein Teil der Matrix sind, die sich da jemand ausgedacht hat.

Der Unterschied

Kürzlich zappte ich „zufällig“ ins Nachtcafe. Da ging es um Menschen, die unter schlimmen Umständen als Kind aufgewachsen waren und die Folgen davon. Da war auch eine Frau dabei, die schon als Kind schlimme Misshandlungen von ihrer Mutter erlebt hatte und Missbrauch ebenso. (Sie kam dann von ihrer Mutter später weg, weil der Vater und seine neue Frau an ihrem Körper Spuren von heftigen Schlägen entdeckten, allerdings dauerte ab dem Zeitpunkt der entdeckten Misshandlungen, bis zum Entscheidung des Gerichts und Jugendämtern noch ein Jahr, ehe sie aus ihrem Martyrium befreit wurde, und der Vater endlich das Sorgerecht bekam).

Ich fand es hochinteressant für mich, dass diese Frau als Kind sich unentwegt und immer noch mehr sich anstrengte, um von der Mutter geliebt zu werden, nie damit nachließ, (selbst als Erwachsene noch zurückkehrte, um der Mutter in ihrem Lokal zu helfen) um die Liebe und Anerkennung der Mutter zu kämpfen. Das ist ja auch wirklich schwer verständlich, zumal sie doch auch einen Vater hatte (der sich zwar von der Mutter getrennt hatte) den sie noch regelmäßig besuchte und der sie letztlich auch befreite. Diese Frage treibt mich um, denn ich weiß, dass ich ab dem Missbrauch, meine Mutter gehasst habe (einige Erinnerungen, die ich habe, bezeugen das sehr deutlich). Ich erwartete nichts mehr von den Erwachsenen in meiner Kindheit – wie man so schön sagt: Die waren bei mir unten durch.

Wieso war ich als Kind da ganz anders. Mich interessierte nicht mehr, was meine Eltern von mir wollten – in mir war das Bewusstsein entstanden, dass ich von ihnen nur Sch…. zu erwarten hatten und auch dass sie mich nicht liebten (nicht lieben konnten?). Wie kommt es dazu, dass so ein Kind mit 6/7 Jahren zu solchen Ergebnissen kommt? War ich besonders clever? Wohl kaum. Vermutlich lag es daran, dass ich schon im Bauch meiner Mutter die Unerwünschtheit (durch den Abtreibungsversuch) und dann später stetig weiter – spürte. Auch dass niemand da war (kein biologischer Vater, keine andere Person, der ich vertrauen konnte und mich diese Tatsache praktisch dazu zwang für mein Überleben selbst zu sorgen?) War es meine Charaktereigenschaft, dass ich schon immer unabhängig sein wollte, einen eigenen Willen ganz stark hatte oder war ich einfach verzweifelter und hoffnungsloser als diese Frau? Hatte sich bei mir von klein auf ein „Wissen“ (durch Erfahrung) gebildet, dass ich auf mich allein gestellt bin und mich darauf einrichtete, niemanden zu brauchen? War es, weil ich sowas wie gute Erfahrungen einfach nie gemacht hatte und deshalb auch keine erwartete? Oder habe ich einfach verdrängt, dass ich meine Mutter je geliebt hatte. Die ersten 4 Jahre wurde ich ja hauptsächlich von meiner verhärteten Großmutter ‚versorgt‘ (die ja 6 von ihren 12 Kindern im Erwachsenenalter verlor, das übersteht man wohl nur, wenn man sich total verhärtet) die nicht sehr mild mit uns umging, auch sie schlug zu. Vielleicht hat mich das so gestählt – dieses Vorbild – hart gegen sich selbst zu sein – keine Liebe zu erwarten, nichts von Erwachsenen zu erwarten. (Diese Frau im Nachtcafe wurde sicher von ihrem Vater geliebt, bevor er sich trennte und die Familie verließ). Vielleicht muss man Liebe kennengelernt haben, wenigstens einmal in seiner Kindheit, um sie ständig – sogar bei einer misshandelnden – Mutter zu suchen.

Ja, das beschäftigt mich – zwar spielt es eigentlich keine Rolle mehr – ich bin wie ich bin und fühle auch bis heute keinen emotionalen Bezug zu meiner Mutter und vielleicht kann ich sie und ihr Unvermögen heute auch deshalb emotionslos betrachten, weil mich nie wirklich Emotionen mit ihr verbunden haben. Sie gab ihr Bestes, davon bin ich überzeugt, sie konnte offensichtlich nicht anders. Zumindest war sie keine sadistische Mutter wie die im Nachtcafe (die war in einem Sado-Maso Verein) glaub ich wenigstens, ich hatte nie Gelegenheit ihr Gesicht zu sehen während der Schlägereien (war immer bedacht darauf meinen Kopf zu schützen), ob sie Genugtuung durch die Abgabe ihres Rechtes mich zu prügeln – an meinem Stiefvater – verspürte oder ob sie selbst litt dabei, das zu beobachten. Aber ich weiß, dass kein Mensch ein Sado-Maso-Mensch wird – ohne Grund.

 

Fragen stellen

anderen Fragen stellen, aber vor allem sich selbst. So wichtig – vorausgesetzt – wir wollen uns weiter entwickeln.

Ich mache ja seit ca. 2 Jahren kostenlose Online-Seminare mit – eine wunderbare Art sich zu überprüfen, neuen Input zu kriegen, sich selbst zu fragen. Diese Seminare – die sonst ja echt viel Geld kosten (und sie werben mit diesen kostenlosen Seminaren auch für weitere Seminare, die dann schon ziemlich Geld kosten) – müssen ja auch von was leben und sich finanzieren – ebenso wie Therapeuten. Das Gute, wenn man dann ein weiteres Seminar bei diesen Leuten machen will, so kennt man sie schon und kauft die Katze nicht im Sack. Aber ich kann mir das nicht leisten und mir reichen diese kostenlosen Online-Seminare, die meist über einige Tage gehen und sehr interessante Themen bearbeiten – in punkto Wachstum – damit kann ich dann selber mir Fragen dazu stellen und mich ‚erweitern‘ und wenn ich die Tipps dort auch ausprobiere, kann ich vieles dazu lernen.

Zur Zeit ist es der Brendon Burchard, kann man auch über Youtube einiges von ihm sehen – und dort ging es um inneres Wachstum. Fragen stellen – so sagt er – ist ein phantastisches Mittel, um sich selbst näher zu kommen oder auch einen Weg zu erkunden – warum es vielleicht grad stockt und nicht weitergeht, wenn wir bspweise an einem Punkt sind, wo das Alte nicht mehr geht und das Neue noch nicht da ist.

Wenn man sich öffnet und nicht gleich nach den ersten Sätzen denkt: Kenn ich schon alles (und gleich alles verwirft) – dann sind da immer einige Tipps dabei, die sehr hilfreich sind, selbst wenn ich schon vieles ausprobiert habe. [Ich muss grad wieder an die eine Metaphergeschichte denken, wo der Meister dem Schüler beibringt leer zu werden, weil in ein volles Glas nichts Neues mehr reinpasst. Ich liebe diese Geschichte.]

Meine Fähigkeit aus allem Nutzen zu ziehen, und auch weil ich sehr neugierig bin und keine Angst habe, etwas auszuprobieren an mir selber – hat mir sicher auch in meiner Kindheit und im Leben schon sehr weitergeholfen.

Ich glaube inzwischen, dass ich diese Fähigkeit (aus nichts etwas zu machen und alles zu nutzen was hilfreich sein könnte) deshalb entwickeln konnte, weil ich schon sehr früh – vielleicht als Baby schon gemerkt habe, dass sich niemand um meine Bedürfnisse kümmert (das geschieht wahrscheinlich sehr leicht, wenn niemand auf die schreiende Not eines Babys reagiert, wenn es sich allein fühlt, wenn es hungrig ist, also sehr vernachlässigt wurde). Was ich aus meiner Erzieherausbildung und der Literatur zu diesem Thema weiß ist: Es bildet sich ja schon ab der Geburt eine Art Welterleben heraus und wenn ein Kind da sich selbst überlassen wird und wie in meinem Fall auch noch spürt, dass es unerwünscht ist und gehasst wird, dann bildet sich ziemlich wahrscheinlich der Abdruck in seiner Seele, dass niemand da ist und es für sich selber sorgen muss. (Übrigens auf solche Gedanken kommt man nur, wenn man sich Fragen stellt und solche Anregungen wie die von Brendon Burchard ernst nimmt

Das ist nicht nur Theorie. Denn ich bin zu einer Zeit geboren, wo es verpöhnt war, ein schreiendes Baby sofort hoch zunehmen, es zu beruhigen, es zu trösten. Es war üblich es lange schreien zu lassen (man glaubte, dass man es sonst verwöhne), bis es von selbst aufhörte und völlig erschöpft einschlief – mit dem Gefühl der Resignation wahrscheinlich und dem Eindruck, dass da niemand ist. Vielleicht ist das auch eine der Ursachen für den plötzlichen Kindstod – aus Resignation sterben sie dann – tödliche Resignation.

(Ich habe nicht resigniert – offensichtlich – denn sonst wäre ich nicht mehr da.)

Alles woran ich mich erinnern kann ist gespickt mit solchen Begebenheiten, dass ich als Kind unentwegt beschäftigt war damit, mir Lösungen auszudenken, wie ich überleben konnte. Diese Suche war hauptsächlich unabhängig von Menschen, bei denen suchte ich, wenn möglich immer das Weite. Von ihnen kam so gut wie nichts, was mir half, mein Leben zu bewältigen  im Gegenteil. Ich glaube sogar, dass ich als Kind gar nicht bemerkte, dass ich litt, denn ich war viel zu viel beschäftigt damit, zu überleben.

Und alles hat eine Kehrseite – meine Kreativität, meine Liebe zur Natur und zu den Tieren halfen mir täglich zu überleben. Mein Mitgefühl bewahrte ich mir dadurch, weil ich es auslagerte auf die Tiere bei uns, die ebenso gequält, geschlagen, vernachlässigt, behandelt wurden wie ich. Mit ihnen konnte ich mich identifizieren, mit ihnen hatte ich Mitgefühl und versuchte ihnen ihr Leben zu erleichtern. Sie schenkten mir ihre Aufmerksamkeit und ich glaubte als Kind, dass sie mich verstanden, ich erzählte ihnen alle meine Sorgen und hatte Spaß mit ihnen. Überhaupt war es auch die Natur, in die ich jede freie Minute flüchtete (und sogar ein dreiviertel Jahr die Schule schwänzte (und keiner merkte es – im tiefsten Bayrischen Wald wo wir für ein Jahr hingezogen waren) für mich die Rettung. Die Natur war heile und zeigte mir, dass es neben all dem Schlimmen, auch eine noch intakte, gute Welt gab – sie war wirklicher für mich als die Welt in die ich hineingeboren worden war, die nur Schmerz und Angst oder Nichtbeachtung brachte.

So ein Aufwachsen kann einem Fähigkeiten beibringen, die zu sehr Brauchbaren führt und Selbstwirksamkeitsgefühle und Kreativität wachsen lässt. Beides besitze ich immer noch und hilft mir vieles gut und immer besser zu bewältigen. Meine Neugier und mein Mut tun und taten das Übrige, um in dieser Welt nicht unterzugehen und immer die beste Lösung zu finden.

Und auch hier dieser Beitrag kam nur deshalb zustande, weil ich mir z.Bsp.: die Frage gestellt habe: Was waren die Dinge, die mich als Kind und auch später überleben ließen, mich zu dem gemacht haben, die ich heute bin. Solche Fragen lassen uns im Rückblick ganz deutlich erkennen, welche Ressourcen in uns verborgen sind. Es wird uns dadurch bewusst was wir für Stärken haben und wie wir sie einsetzen können in der Zukunft.

Überall rund um uns bieten sich so viele Möglichkeiten oder wie Deepak Chopra es ausdrückte:

„Das Universum  folgt keinem festen Plan. Sobald du eine Entscheidung triffst, arbeitet es damit. Es gibt kein Richtig oder Falsch, nur eine Vielfalt von Möglichkeiten, die sich mit jedem Gedanken, jedem Gefühl und jeder Tat verändern“…..

Und solche Entscheidungen kann sogar schon ein Baby (unbewusst) fällen – z.Bsp. die, dass es für sich selbst sorgen muss – weil kein anderer da ist, der dies tut.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mut zur Entscheidung

„Mut zur Entscheidung heißt Mut zum Leben“ hab ich grad gelesen….

Ja, auch wenn wir uns nicht zu entscheiden wagen, entscheiden wir damit, denn dann werden wir ‚entschieden‘. Wenn wir nicht den Mut zur ’selbstwirksamen‘ Entscheidung haben, entscheiden andere über unser Leben, oder die Verhältnisse.

Mir fällt auf, dass das Blogschreiben und lesen von anderen Blogs, ja auch wie eine Bestätigungssuche ist, dass man auf dem richtigen Weg, oder das ängstliche Suchen „ob“ man auf dem richtigen Weg ist. Ja und es tut gut – sich bestätigt zu erleben auf seinem Weg, den man gewählt hat. Aber gibt es wirklich falsche Entscheidungen? Ich zweifle daran, denn wir machen so oder so auf jeden Fall Erfahrungen und lernen. Und ist das nicht das Wichtigste?

Gut, es gibt Entscheidungen, die im Rückblick zeigen, dass man mit einer anderen Entscheidung schneller dahin hätte gelangen können, wo man hinwollte oder hin kam. Aber Zeit ist relativ – und wer weiß schon ob der Umweg, den wir gemacht haben, nicht besser war, uns nicht noch mehr Erfahrungen einbrachte, die wir jetzt viel besser nutzen können auf unserem weiteren Weg – ja uns sogar dazu bewegen könnten, eine ganz andere weitere Entscheidung zu treffen, als die, die wir vielleicht gewählt hätten, wenn wir einen kürzeren Weg gegangen wären und diese ‚Lehren‘ verpasst hätten.

Mir kommt grad der Gedanke, dass wir vielleicht nur hier auf der Erde sind, um uns zu beschäftigen – (zu lernen) und bei dieser Beschäftigung nebenbei lernen, dass eigentlich alles relativ ist und wir eigentlich nichts müssen und /oder wir richtige Entscheidungen treffen sollten – denn das Einzige was wir wirklich lernen ist vielleicht – Erfahrungen zu machen. Und es im Grunde evtl. keine Rolle spielt – welche. Dass es, egal was wir tun, entscheiden, oder lassen – alles nur einem Zweck dient: „Sich in seiner Vielfältigkeit zu erfahren“ und dass es den Wert oder den Unwert, den wir Menschen, Dingen, Wegen, Entscheidungen, Seinsweisen, Lebensarten….. zuweisen, gar nicht wirklich gibt. Es nur um das Sein geht, um das uns erleben, als Teil eines Höheren, als winziger Teil eines Bruchstücks dieser Welt, des Kosmos.

Jetzt denken sicher einige Leser dieses Textes: Jetzt ist sie völlig irre geworden! Nein, vielleicht habe ich gerade ein winziges Fusselchen der Wahrheit erhascht.

Und wenn es tatsächlich so wäre?