Irgendwie ist es sooo traurig… wenn ich aus Interesse manchmal noch in alten Blogs der DIS-Community lese, weil ich schauen will, ob sie nicht endlich heraus gefunden haben aus ihrem ewigen Leid und dem Teufelskreis des Schmerzes. Um da heraus zu kommen war es für mich nötig, mich und das was ich tue in Frage zu stellen…. Z.B. für möglich halten zu können, dass das kreisen um die Verletzungen aus der Vergangenheit – um sich selbst – nur noch mehr Leid bereit hält. Auch diese ganzen Abwehrhaltungen gegenüber Therapeuten, die evtl. sogar einen anderen Blick auf das Geschehen haben, werden abgewehrt, statt sich zu prüfen, ob da was dran ist. Mir ist inzwischen klar, dass das nicht leicht ist, bin ich doch diesem Irrtum auch lange erlegen, dass meine Meinung, meine Wahrnehmung unumstößlich war, dass ich doch recht hatte – auch wenn alles doch danach schrie – auch wahrzunehmen, dass ich nur das Schema aus Kindheitstagen bediente, weil ich es so gewohnt war, damals als es ums Überleben ging und ich mit meinen Kinderdenken noch nicht erfassen konnte, wie weitreichende schmerzliche Folgen das hat, wenn ich mit 30/40/50 Jahren immer noch im Kinderdenken festhänge.
1000 Gründe führt das EGO-Denken an, warum alle die anderes Denken von sich geben unrecht haben. Beim Lesen dieser im Leid Gefangenen habe ich den Eindruck, als schilderten sie einen völlig verbohrten Amoklauf gegen den Rest der Welt (und gegen sich selbst), die sie als Feinde der Vergangenheit bis ins Jetzt verfolgen. Und sie scharren ein Heer von Gleichgesinnten, auch Gefangenen zusammen, um sich mit Likes und Kommentaren zu bestätigen, dass sie natürlich im Recht sind und sich das, was sie tun gegenseitig zu versichern, dass es doch richtig ist, sich zu verteidigen gegen die Andersmeinungen. So traurig. Im Rückblick betrauere ich diese Phase sehr, dass ich so lange immer die alten schmerzhaften Kreise zog.
Es macht keinen Sinn noch in den alten Blogs von früher zu lesen, die mich in meiner schlimmsten Zeit (als ich noch Therapie glaubte machen zu müssen, um zu heilen) mit mutmachenden, tröstenden Kommentaren ‚aufgehalten‚ haben. Ja aufgehalten haben. Es tat so gut Trost zu bekommen, ein Like als Pflaster (ein Ersatz für die wirkliche Heilung) wenn man so litt, wie ich so viele Jahre. Wenn ich ab und zu noch in diesen alten Blogs lese, wird mir soviel bewusst … wieviel dieses alte Denken ….. im Außen… in Therapien – andere müssen mir doch helfen endlich… den Fokus immer auf das Nichtheile gerichtet …. auf all die schrecklichen Szenen der Vergangenheit…. und all die hilflosen Helfer in meinem Leben, die alles nur noch schlimmer machten, mein Leiden potenzierten um ein Vielfaches.
Diese alten Blogschreiberinnen, denen ich mich damals so zugehörig fühlte, mit ihrem nie endenden Leid, waren mir ans Herz gewachsen – Leid verbindet auch – oh ja. Ich wollte später, dass sie aufwachen, so wie ich vor fast 2 Jahren endlich aufgewacht bin – eine Entscheidung traf – die: – nicht mehr länger leiden zu wollen – und alles tun wollte, damit das aufhörte – es war genug!!!
Ja, es ist fatal, aber wir müssen wohl alle unseren Weg finden, durch all den Schmerz und das Leid – das wir uns wieder und wieder selbst zufügen – ohne zu begreifen, dass wir das tatsächlich selbst tun. Allein an den Punkt kommen – wie der Alkoholiker zu dem Punkt kommt: Entweder sauf ich jetzt weiter und werde sterben, oder ich will leben und dann hör ich auf mit dem Alkohol. Auch ich war am Abgrund gestanden und wusste, wenn ich so weiter mache, werde ich mich umbringen, das war nicht der Alkohol, sondern meine Art zu denken, die mich dahin führte.
War es dennoch Zeitverschwendung? Nein, denn all das Leid führte uns erst zu dem Punkt des ’no return‘ – wo unser Leid uns an den Punkt führte – an die Grenze des Todes. Erst dann (wenn der Tod winkt) sind wir in der Lage den Schritt über die gewohnten Denkmuster hinaus zu machen, erst dann wenn wir nichts mehr zu verlieren haben, stellen wir in Frage, was es ist, das uns an diesen ‚Endpunkt‘ führte – welcher grundlegende Irrtum. Diese falschen Troste, waren nur Verzögerungen von dem was ohnehin geschehen musste. Wir müssen erkennen, dass Leid eine Illusion ist – ja wirklich – und wir selbst dafür verantwortlich sind, es anders zu betrachten.
Das kann nur begreifen, der entweder schon mal an dem Punkt stand oder trockener Alkoholiker ist. Das erste Glas stehen lassen…. das ist schon schwer genug …. aber so einfach ist das für andere nicht (nein, einfach ist es für den Alkoholiker auch nicht, er muss auch anderes, neues Denken zulassen) – denken tun wir nämlich den ganzen Tag und das ist mit Sicherheit meist EGO-Müll. Also müssen wir umlernen, wir müssen Bewusstsein entwickeln und uns in Frage stellen, alles Gewohnte auf den Prüfstand, offen für Neues sein, denn das alte funktioniert ja nicht, schafft nur Leid und wieder Leid. Ein bekannter Therapeut Dr. Walter Lechler (hier sein Nachruf), den ich noch persönlich damals in der Herrenalber Klinik monatelang erleben durfte, (dieser Aufenthalt hat mir damals das Leben gerettet, obwohl ich dort eigentlich nur von den menschlichen Begegnungen profitiert hatte – (man riet mir ab weiter Therapien zu machen, von denen mich zig davon immer wieder an den Rand des Selbstmords brachten, damals verstand ich nicht und auch Jahrzehnte danach noch nicht, was es damit auf sich hatte).
Und dieser Walter Lechler sagte immer (frei übersetzt): Gott liebt den der Alkoholiker ist, denn da ist es ganz klar sichtbar und einhaltbar, wenn man das erste Glas stehen lässt.
Das ist natürlich starker Tobak. Ich höre schon den Shitstorm, die Empörungsschreie: Und was ist mit den Kindern, die missbraucht werden, haben die das auch selbst geschaffen und die Kinder, die im Krieg sterben – völlig unschuldig sind die doch…. und und und…. Und auch dafür hat der Kurs in Wundern eine Antwort, aber dazu muss man erst für möglich halten, dass man jahrelang auf einem Holzweg war, muss lernen sich und seine Glaubensätze in Frage zu stellen und tief darin eintauchen in die Möglichkeit, dass wir uns geirrt haben könnten und das ganze ‚System‘ hier, das durch unser Denken aufgebaut wurde, verstehen lernen – offen sein für Gedanken, die sehr ungewöhnlich sind – was nichts anderes heißt, als dass sie einfach nur ungewohnt sind.