Negativität und Leiden

Wieder mal aus E.Tolles wunderbaren Texten – aus dem Buch; Jetzt

„Alle Negativität und Leiden haben ihre Wurzeln in der Zeit. Normalerweise ist die Zukunft eine Wiederholung der Gegenwart, oberflächliche Änderungen sind möglich, aber wirkliche Verwandlung ist selten und hängt davon ab, ob Du gegenwärtig genug sein kannst, um die Vergangenheit durch den Zugang zur Kraft der Gegenwart aufzulösen. Was Du als Zukunft wahrnimmst ist ein wesentlicher Teil Deines jetzigen Bewusstseinszustandes. Wenn Dein Verstand eine schwere Last der Vergangenheit mit sich herum trägt, wirst Du mehr davon erleben. Die Qualität eines Bewusstseins in diesem Moment gibt der Zukunft Gestalt, dann natürlich als das Jetzt erfahren werden kann.

Du kannst 10 Millionen Dollar gewinnen, aber diese Art von Veränderung ist nur oberflächlich, Du würdest nur die gleichen alten Muster in einer luxuriöseren Umgebung ausleben. Menschen haben gelernt das Atom zu spalten – anstatt 10 oder 20 Menschen mit einer Holzkeule zu spalten, kann eine Person z.Bsp. nur durch einen Knopfdruck eine Million Menschen umbringen. Ist das wahre Veränderung? Wenn die Qualität eines Bewusstseins in diesem Moment, Deine Zukunft bestimmt, was bestimmt dann die Qualität Deines Bewusstseins? Dein Grad an Gegenwärtigkeit. Der einzige Ort, an dem wahre Veränderung stattfinden kann, an dem die Vergangenheit aufgelöst werden kann, ist das Jetzt.

Alle Negativität wird durch Ansammlung psychologischer Zeit und Ablehnung der Gegenwart verursacht. Unbehagen, Besorgnis, Spannung, Stress, Sorgen, alle Arten von Angst, entstehen durch zuviel Zukunft und nicht genug Gegenwart. Schuld, Bedauern, Groll, Kummer, Traurigkeit, Bitterkeit und die Unfähigkeit zu vergeben, entstehen durch zu viel Vergangenheit und nicht genug Gegenwart. Den meisten Menschen fällt es schwer zu glauben, dass ein Bewusstseinszustand frei von Negativität sein kann. Und doch ist das der Zustand, auf den alle spirituellen Lehren hinweisen. Er ist die versprochene Erlösung und das nicht in einer illusorischen Zukunft, sondern genau hier, genau jetzt. Vielleicht fällt es Dir schwer zu erkennen, dass Zeit die Ursache all Deiner Probleme und Leidens ist. Du glaubst, dass Probleme von bestimmten Situationen verursacht werden und von einem herkömmlichen Standpunkt aus gesehen ist das wahr. Aber bevor Du Dich mit der Problem erzeugenden Grundstörung auseinandergesetzt hast, mit dessen Anhaftung in der Vergangenheit und Zukunft, Deine Ablehnung der Gegenwart, sind Probleme in Wirklichkeit austauschbar.

Wenn alle Deine Probleme und eingebildeten Gründe für Leiden und Unglück wunderbarerweise heute von Dir genommen würden, Du aber zugleich nicht gegenwärtiger wärest, dann würdest Du bald in ähnlichen Problemen stecken und ähnliche Gründe finden um weiter zu leiden. Das ist wie ein Schatten, der Dir überallhin folgt. Letzten Endes gibt es nur ein Problem, den an die Zeit gebundenen Verstand. Zu glauben, dass man jemals an einen Punkt kommen kann, wo man keinerlei Probleme mehr hat, ist auch nicht erreichbar, weil Du jetzt an diesem Punkt bist. Es gibt keine Erlösung in der Zeit. Du kannst nicht in der Zukunft frei sein. Gegenwärtigkeit ist der Schlüssel zur Freiheit, also kannst Du nur jetzt frei sein.“

 

 

 

 

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Veränderungen im Geist

Nun will ich weiter von den Erkenntnissen von Louise Hay berichten:

„Sie sind viel mehr als Ihr Geist und ihr Denken“. Sie denken vielleicht, dass Ihr Geist den Ton angibt, aber das kommt nur daher, dass Sie Ihren Geist so geschult haben so zu denken. Sie können Ihr Werkzeug Geist auch umschulen. Ihr Geist ist ein Werkzeug, das sie auf jede Art, die Sie sich wünschen, einsetzen können. Die Art wie Sie ihren Geist gerade benutzen ist nur Gewohnheitssache. Gewohnheiten, alle Gewohnheiten, können verändert werden, wenn Sie es wollen, oder sogar wenn wir nur wissen, dass es möglich ist.

Beruhigen Sie  für einen Moment das Geplapper Ihres Geistes und denken Sie ernsthaft über diese Vorstellung nach. Ihr Geist ein Werkzeug. Sie haben die Wahl es auf jede Art die Ihnen gefällt zu benutzen. Die Gedanken für die sie sich entscheiden, schaffen die Erfahrungen, die sie machen. Wenn Sie glauben, dass es hart oder schwierig ist, einen Gedanken oder eine Gewohnheit zu verändern, dann wird die Wahl dieses Gedanken für Sie zur Wirklichkeit werden. Wenn Sie sich für den Gedanken entscheiden werden, es wird leichter für mich Veränderungen vorzunehmen, dann wird die Wahl dieses Gedankens, für Sie zur Realität werden.

Es gibt eine unglaubliche Macht und Vernunft in Ihnen, die ununterbrochen auf Ihre Gedanken antwortet. Sie schließen sich dieser Macht an, indem Sie lernen Ihren Geist durch bewusste Auswahl zu kontrollieren. Denken Sie nicht Ihr Geist sei der Kontrolleur. Sie befinden sich in der Situation ihren Geist zu kontrollieren. Sie benutzen Ihren Geist! Sie können aufhören, diese überholten Gedanken zu denken. Wenn Ihr früheres Denken zurück zu kehren und zu sagen versucht, es wäre zu schwierig sich zu verändern, übernehmen Sie eine geistige Kontrolle vor und sagen Sie zu Ihrem Geist: Ich entscheide mich jetzt dafür zu glauben, dass es mir gelingt mich zu verändern und meine neuen geistigen Fähigkeiten anzuwenden.“

***

Das ist doch eine wundervolle Anleitung finde ich. Wenn ich also aus den überalterten, gewohnheitsmäßigen Gedankenschleifen, die stets das Gleiche wiederholen – raus will, dann bedarf es ein wenig Aufmerksamkeit, Konzentration und den Willen diese Gewohnheiten – die uns schaden – zu verändern. Es ist ja nicht so, dass wir das ab jetzt immer tun müssen, sondern wir üben sozusagen eine neue Gewohnheit (mit der wir besser, schmerzfreier, konstruktiver leben können) ein, dann übernimmt die neue Gewohnheit die Steuerung und wir müssen nur ab und zu (wenn wir merken, das Alte Muster ist wieder grad zurück gekehrt) prüfen ob die alten Gedanken wieder übernommen haben. Schließlich haben wir die jahrzehntelang gedacht und danach gehandelt – sie werden ab und zu versuchen ins alte Fahrwasser zu kommen.

Aber was hindert uns – selbst wenn wir gerade Louise Hay nicht glauben – es einfach mal eine kurze Weile auszuprobieren? Wenn sie recht hat werden wir es merken oder? Und wenn wir spüren, dass sie recht hat, können wir es glauben und weiter tun – bis eine neue, bessere Gewohnheit etabliert ist.

Also ich habe das in den letzten Monaten tatsächlich gemacht (da kannte ich die CDs von L. Hay und E. Tolle noch gar nicht – es sagte mir mein gesunder Menschenverstand). Nehmen wir das Beispiel aus der Kindheit wo wir abgewertet, beschimpft etc. (Du taugst nichts, aus dir wird nie was werden oder noch viel Schlimmeres). Jedesmal wenn wir gerade bemerken, dass unsere Gedanken dieser Abwertung erscheinen, wenn wir dann die Affirmationen die L. Hay da vorgeschlagen hat (in den vorigen Beiträgen) laut aussprechen und denken (aussprechen ist wirkungsvoller sagt sie) werden wir uns mit Sicherheit besser fühlen. Bei mir funktioniert das! Und das ist keine Verdrängung, im Gegenteil, das ist die Auflösung dieser falschen Glaubenssätze, die man in uns als Kind eingesetzt hat. Es ist nicht unsere Wahrheit, sondern das Denken unserer früheren Menschen, denen wir als Kind ausgeliefert waren, aber das ist nicht wirklich wahr.

Also lasst uns weiter üben unser wahres Selbst zu befreien von dem Schrott des überholten Denkens unserer Eltern und das wir zur Wahrheit gemacht haben (und unser Leben eingeschränkt hat) indem wir ihre Gedanken und Sichtweisen ständig weiter wiederholt haben, bis wir glaubten, wir wären so.

Soviel Bestätigung

vom Leben – oder vielleicht sollte ich sagen – vom Kosmos.

Manchmal kann ich es gar nicht glauben….. dieser rote Faden – so klar und sichtbar.

Vor ein paar Tagen ging ich wie üblich zur Bushaltestelle –  und wie immer komme ich nicht an dem dortigem aufgestellten Bücherregal vorbei, um wenigstens kurz einen Blick hinein zu werfen. Und was sehe ich da als Erstes? Eine 3fach CD von Louise Hay mit dem Titel: Gesundheit für Körper und Seele. Erst habe ich gezögert – ich kenne Louise Hay, habe schon eine CD von ihr mal vor vielen Jahren gehört und fand sie ‚mäßig‘ und auch in Videos ist sie mir schon öfter begegnet und sie war mir nicht sonderlich sympathisch – ich mag so Frauen, die sich arg schminken und sich wie ein Weihnachtsbaum vollhängen – nicht so besonders (da sieht man mal wieder, wie das mit den Vorurteilen ist – auch bei mir – wie sollte es auch bei mir anders sein ?) – dann nahm ich die Dreier-CD doch mit. Wie gut, dass ich jetzt seit vielen Monaten offener bin und aufmerksamer gegenüber ‚Geschenken‘ die unerwartet hereinkommen und fähig bin sie anzunehmen.

Als ich die 2. von dem Dreiergespann-CD – als ich schlafen ging  (ich lass mir seit einiger Zeit immer etwas zum Einschlafen vorlesen per CDs😁 ich hatte mich verguckt und versehentlich bei der schummerigen Beleuchtung verlesen) – einlegte – konnte ich es kaum glauben und frohlockte, hörte ich doch da – ich traute meinen Ohren kaum – ganz ähnliche Aussagen wie der Eckhart Tolle von sich gibt. Die Art, wie sie über diese Inhalte spricht – sind sogar noch ‚leichtverdaulicher‘ mitgeteilt. Ich nehme es als Hinweis eine Weile davon hier im Blog weiter zu berichten. (Es gibt so viele Wege nach ‚Rom‘) Es ist bei mir einfach so, dass ich Positives, Weiterführendes, Wertvolles, das ich entdecke und selbst verinnerlicht und ausprobiert habe – weitergeben muss und will (Es ist mir eine Freude und ein Anliegen Wirksames, Hilfreiches mit anderen zu teilen). Es werden so viele negative, destruktive Dinge, soviel Leidvolles, soviel Unwichtiges in den Medien oder im Blog mitgeteilt und das wirklich Wichtige, das so dringend benötigt – wird nicht genug verbreitet.

Das Erste was ich auf der 2. CD hörte war folgendes:

„In uns gibt es ein Bedürfnis, nach jeder Gewohnheit, nach einer Erfahrung, die wir immer wieder machen, das wir stetig wiederholen. Das Bedürfnis entspricht einer Überzeugung, die wir haben. Wenn nicht das Bedürfnis wäre brauchten wir es nicht zu haben, nicht zu tun oder nicht zu sein. Etwas in uns braucht die Süßigkeiten, die armselige Beziehung, die Misserfolge, den Alkohol, die Zigaretten, den Ärger, die Armut … welches Problem wir auch haben.

Wie oft haben wir gesagt: Ich will das nicht wieder tun, aber noch bevor der Tag vergangen, hatten wir unser Stück Kuchen gegessen, unsere Zigarette geraucht, den Schluck Alkohol getrunken, hässliche Dinge zu denen gesagt, die wir lieben usw. Dann lösen wir das ganze Problem, indem wir uns ärgerlich sagen: Oh du besitzt keine Willensstärke, keine Disziplin, du bist einfach nur schwach. Das kommt zu der Last von Schuld hinzu, die wir bereits tragen.“

Mal ehrlich, wer kennt das nicht! Ich finde es eine interessante Auslegung von Bedürfnis. Da denke ich natürlich vor allem an die letzten 6 Jahre (nach meinem Unfall und meiner Diagnose DIS/DDNOS) – die wirklich schwer waren und mich völlig aus dem Gleichgewicht brachten. Und natürlich sind die Lösungen, die Wege, die sowohl in den letzen Beiträgen von E. Tolle und nun auch Louise Hay (in den folgenden Beiträgen) die hier zum Thema Leiden und Schmerz – behandelt werden – durch Verstehen und mehr Bewusstsein dafür – ein gangbarer Weg, um aus seinen Leidensschleifen zu entkommen.

Im Rückblick zu erkennen, dass man diesen Weg bereits zum großen Teil schon eingeschlagen hat, und man es geschafft hat zu ‚entkommen‘ – ich behaupte ganz lapidar ‚in ein besseres, freudigeres, leichteres und vor allem sinnvolles Leben‘, wo man den alten längst vergangen Schmerz hinter sich lassen kann – für alle Zeit – ist sehr befriedigend. Es ist auch noch viel Weg vor mir – klar – man lässt so hartnäckige Gedankenmuster und Glaubenssätze (aus einer gewaltvollen Kindheit) nicht so einfach hinter sich. Doch solche Erklärungen, Verstehenstexte helfen sehr, die automatisierten Glaubenssätze in Bewusstsein zu verwandeln und allmählich verschwindet das Bedürfnis danach zu handeln und lässt sich nicht mehr von ihnen beherrschen.

Diese Texte verschenke ich sozusagen zu Weihnachten (Häppchenweise und mit eigenen Erfahrungen damit geschmückt😀)  an alle Leser, die sich nicht länger von Leiden, unnötigen oder schmerzhaften Gedankenmuster bestimmen lassen wollen. Die wahrhaft raus wollen aus unsinnigen Bedürfnissen von denen schon Albert Einstein sagte:

 

 

 

In einer Zeit vor unserer Zeit

So ähnlich heißt der süße Zeichentrickfilm mit den Dinosaurieren, – ich hab den Titel ein wenig abgewandelt – bei mir müsste es heißen: In einer Zeit vor dieser Zeit, als ich noch in der DIS-Diagnose-Schleife festhing, war alles schlimmer, wirklich alles. Diese Zeit damals finde ich fast noch schlimmer als die Zeit als Kind. Damals rettete mich meine Unwissenheit, meine Fähigkeit alles zu verdrängen, mein Gefühl, dass ich eh nichts ändern kann.

Aber kann ich es mir tatsächlich verzeihen, dass ich als Erwachsene tatsächlich trotz mehr Möglichkeiten zu Wissen, uns zu besinnen, trotz dem ich mit meinen Beobachtungen  hätte besser herausfinden können, andere Schlüsse daraus ziehen – trotzdem ich doch weiß, dass ich als Erwachsener mehr Möglichkeiten habe, nicht mehr so hilflos bin, wie damals als Kind – trotz des Wissens darum, dass ich damit, dass ich das Leid stetig in mir wiederhole, es geradezu suche, so lange glaubte, dass der beste Weg ist das Leid fortzusetzen? Weiter zwanghaft Erfahrungen aus der Kindheit wieder zu beleben, und Geschehnisse versuchen an die Oberfläche zu holen, die wir niemals mehr mit Sicherheit bestätigen können. Reine Zeitverschwendung ist – Lebenszeitverschwendung über Jahre. Wenn ich bedenke wie viel Menschen mit der DIS-Diagnose viele, viele Therapien haben, manchmal mehr als 10 Jahre oder inzwischen gar nicht mehr ohne Therapie glauben leben zu können, weil sie nur den Fokus auf „geholfenwerden“ richten – sie haben es verlernt bei sich zu suchen und zu finden. Sie kommen gar nicht mehr auf die Idee, dass in ihnen doch die beste Hilfe wohnt und sie nur den Hebel umdrehen müssten.

Und das alles – obwohl wir doch nicht geistig behindert sind, unser Verstand doch eigentlich sogar ganz gut ist. Ich kenn soviele DISler, die kluge Sachen von sich geben, gute Beobachtungen machen, ganze wissenschaftliche Bücher zu diesem Thema lesen und wiedergeben können, aber trotz unentwegter Innenschau, sich nicht befreien können!

Ich weiß wovon ich rede – ich gehörte ja lange dazu! Was unterscheidet die DISler, die sich befreien konnten, in Selbstwirksamkeit ihr Leben in Freude aufgenommen haben? Sind die klüger? Sind die weniger zerstört worden oder vielleicht mehr, weil ihnen nichts anderes übrig blieb – weil ihnen niemand half und sie es endlich merkten, dass es der falsche Weg ist (nur auf ihre Heilung zu warten, die niemals kommt), der sie in den Tod führt?  Haben sie eine Pioniermentalität, oder besitzen sie mehr Mut oder Energie? Ich weiß es nicht!

Vielleicht werde ich es irgendwann wissen, aber eigentlich ist das für mich nicht mehr wichtig – vor einem Jahr oder länger wäre es wichtig gewesen, um mich eher befreien zu können. Dieser Blog handelt von Alternativen zur Therapie und er zeigt auch auf, welche Möglichkeiten in diesen reichhaltigen Angeboten des Lebens stecken (Methoden zur Selbsterforschung, Selbstwirksamkeit, Sich-anders-erfahren, Neues kennen zu lernen, Hilfreiches selbst auszuprobieren, zu sich selber stehen lernen, spirituelle Entwicklung – Weiterentwicklung zu erleben, Erweiterungen im Denken und Handeln u.v.m. da ist soviel Hilfreiches, was es in der heutigen Zeit gibt. Da ist es aber auch unerlässlich, das Vergangene und das jetzige Neue in einen Zusammenhang zu bringen.

Früher hatten die Menschen nicht die vielen Möglichkeiten, die heute in der digitalen Welt angeboten werden z.Bsp. Blog schreiben, Online Seminare bei Dami Charf z.Bsp. oder Kurse zu machen, ja nicht mal Therapie (und wer hatte schon bei all den Sorgen und der vielen Arbeit damals noch Zeit und vielleicht mangels Bildung, Fachliteratur zu lesen) stand für die meisten zur Verfügung, wo man sein Wissen hätte erweitern können, oder einem die Idee kam, dass die automatischen Handlungen, die seit Generationen unbewusst weiter gegeben wurden, zu hinterfragen. Es ist leicht die damaligen Täter zu verurteilen ohne sich die Zeit zu nehmen, ihre Schicksale und geschichtlichen Hintergründe zu beleuchten. Wenn wir da nur schwarz und weiß sehen, tun wir nicht minder Unrecht und werden zu Tätern anderer Art. Ich höre schon die Stimmen in meinem Kopf von einigen Lesern aus der DIS-Welt „das ist Täter loyales Denken“ – Sich auch über größere Zusammenhänge (über den eigenen Tellerrand zu gucken) Gedanken zu machen, enthebt diese Täter nicht ihrer Verantwortung, lässt uns aber konstruktiver in die Welt schauen, denn durch Schuldzuweisungen hat sich die Welt noch nie verbessert. Da benötigt man einen Verstand, der frei ist von Vorurteilen, der auch mal mit Mitgefühl die Realitäten betrachtet, auch wenn sie uns nicht gefallen.

Wer als DISler in Verantwortung steht, z.B. Kinder hat, einen 8 Stunden-Tag bewältigen muss, die Familie zusammenhalten und womöglich noch Alleinerziehender ist und in diesem Leben nicht untergehen will – der hat gar keine Zeit Fachliteratur zu lesen oder sich nur um sein Leid zu kümmern. Man nimmt seine Alltagspersonen (die gar keine so schlechte Lösung sind, nämlich ein nützlicher Teil unseres Überlebenssystem), und schaut, dass man sein Bestes gibt. Das ist Realität und die teilen alle seelisch Verwundeten in dieser Welt mit Milliarden Unglücklicher, denen es innwendig genauso geht wie uns und versuchen ihr Bestes draus zu machen.

Ja, die Wege des Menschen sind vielfältig und viele davon sind kraft – und zeitvergeudend. Aber ich stehe dazu – mit leichten Bedauern immer noch – um die verlorene Lebenszeit. Aber Trauer ist auch in diesem Prozess etwas Gesundes, um ein für alle Mal – wirklich – den neuen Weg gehen zu können, müssen wir das Alte ehren, aber dann ihm den Rücken zudrehen – das ist Loslassen.

Ich sage nicht, dass es ein leichter Weg ist – im Gegenteil – besonders für uns DISler, aber mich machte es selbstbewusster und heiler, dass ich jetzt selbst verantwortungsvoll mein Leben gestalten kann und mich nicht mehr hilflos fühle. Es ist notwendig für mich diesen Prozess der Loslösung hier nieder zu schreiben, die Realität ist manchmal hart, aber nur wenn wir uns nichts mehr vormachen und alle Innen-Anteile es kapiert haben, dass es keinen Weg mehr zurück ins alte Elend gibt, das wir für das bessere Elend hielten – weil wir es soooo lange kannten – werden wir frei von den alten Horrorgeschichten in uns.

Umschreibgeschichte 6

So, das ist die letzte Umschreibgeschichte, die ich hier veröffentlichen werde – aber natürlich werde ich weiter umschreiben…. denn ein Geheimnis von Veränderung ist, dass man dranbleiben muss – bis genug Neues sich etablieren kann.

Die Hässlichkeit

ist immer da für Amelie. Die Mutter erzählte immer wieder, wie krebsrot, faltig und hässlich die kleine Amelie war, als sie geboren war. Amelie saugt es auf, wie Kinder es eben tun.

Ja, sie war hässlich. Später als sie schon zur Schule ging und die Gemeinschaftsbilder der Klassen gemacht wurden – fand sie es bestätigt. Sie versuchte bei der Aufstellung zum Fotografieren immer möglichst hinten zu sein. Meist gelang ihr das auch, sie war in sämtlichen Klassen meist eine der Größten und standen in der hinteren Reihe dabei. Im Turnen immer die Größte, und das war fatal, weil sie als erste auch die Übungen immer vormachen musste. Meist endete das in Gelächter ihrer Mitschüler, denn sie schaffte es fast nie sich so zu konzentrieren, dass sie die Erklärungen der Sportlehrerin verstand. Da war es unvermeidlich es falsch zu machen und auch die zerrissene, nicht der damaligen Zeit angemessene Turnkleidung war Thema zum Gespött. Amelie kannte Scham in vielfältiger Weise, sie kannte wenig schamfreie Zonen in ihrem Leben. Sie spürte die Blicke der Nachbarn auf der Straße wenn sie zur Schule ging und zurück kam. Sie wusste, dass die Schreiereien, die aus dem Haus kamen, aus dem Mund ihres Stiefvaters, der viele unflätige Worte benutzte, die Nachbarn mitbekamen und sie schämte sich.

Im Wald schämte sie sich nicht, dort gab es keine eigenen Äußerlichkeiten, dort war sie so wie sie eben war. Die Tiere beurteilten sie nicht und es gab keine Spiegel und vor allem keine schlimmen, abwertenden Worte. Es gab für sie auch keine hässlichen Tiere oder Bäume, alles war in ihrer Natur einfach so wie es war.

Amelie bekam die abgelegten Sachen ihrer Schwester, die ja 6 Jahre älter als sie war. Die Farben auf den Kleidern waren ausgebleicht und bestenfalls geflickt. Lange hielten die  Kleider nicht bei ihr, selten blieben sie unversehrt auf den langen Streifzügen durch Wald und Flur und wenn man nur einmal die Woche ein neues Kleid anziehen durfte, so war das Kleid schnell verschmutzt und hatte Risse vom letzten Baumklettern, die natürlich gekonnt verborgen wurden vor Mutters Auge, die sonst wieder Ohrfeigen setzte und schlimme Worte sagte. In der Schule dann gelang es ihr nicht immer den Schmutz und die Risse zu verbergen. Wenn Amelie an die Tafel musste, hielt sie den Atem an, machte sich halbtot, denn sie wusste was jetzt kam. Zusätzlich zum „Nichtlösen der Aufgaben“ kam auch das Gelächter wenn die Lehrerin oder der Lehrer darauf hinwies, dass die Mutter wohl nicht nähen und waschen könne oder noch schlimmeres.

Ein hässliches Kind ist es nicht wert saubere, ordentliche Kleidung zu haben, das war Amelie längst klar. Froh war sie als die Neue in die Klasse kam. Roswitta hieß sie und hatte rotes Haar und war extrem dick. Sie wohnte in einem Bauernhaus und stank immer nach Kühe und Schweiß. Ihre Fingernägelränder waren sehr schwarz und auch sie trug alte, verschmutzte Kleider. Amelie lachte nicht mit über die Misslichkeiten dieser neuen Schülerin, aber sie war froh, dass der Fokus einmal nicht auf ihr lag, aber sie litt trotzdem mit, denn Roswitta spiegelte ihre eigene Scham und Hässlichkeit und den tiefen Schmerz.

Die Hässlichkeit und die Schönheit – Umgeschrieben

Die Mutter erzählt zu Hause von Amelies Geburt: „Du hättest sehen sollen, wie Amelie gleich nach der Geburt aussah. Sie war ganz rot im Gesicht, als sie zu Welt kam. Es war aber auch eine schwere Geburt, so lange musste sie kämpfen, man sah ihr die Anstrengung an.

So lernte Amelie schon von Geburt an, dass man kämpfen muss, um sich durchzusetzen. Und das tat sie auch! Sie wurde ausdauernd, mutig, gab nie auf, wenn sie sich einmal etwas vorgenommen hatte. Und sie war zäh. Eigentlich wusste sie immer genau was sie wollte und verfolgte dieses Ziel unnachgiebig. Diese Eigenschaften halfen ihr im weiteren Leben sehr, denn sie war in eine Zeit und in eine Familie hineingeboren worden, wo es nicht leicht war in dieser Welt. Aber genau das wollte sie, als sie beschloss hier auf diese Erde ihr Vorhaben umzusetzen. Sie wollte lernen, wie es ist in diesem herausfordernden Umfeld ihre Stärke zu entwickeln.

Ihre Schwester war 6 Jahre vorher in dieser Familie zur Welt gekommen und Amelie war ihrer Schwester kräftemäßig immer voraus. Das war auch leicht, denn die war das Gegenteil von ihr, fast in allen Punkten. Sie schwächelte gesundheitsbezogen von klein auf, war wenig widerstandsfähig und wurde von ihrer Mutter immer hochgepäppelt. Das war bei Amelie nicht nötig. Auch in der Schule setzte sie sich gegen ihre Klassenkameraden gut durch und war immer eine der Besten. Vor allem in Deutsch und beim Auswendiglernen war sie besonders gut. Sie schrieb gerne Aufsätze, die dann immer vor der Klasse vorgelesen wurden und die Jahreszahlen der geschichtlichen Ereignisse konnte sie sich sehr gut merken. Sport liebte sie, hatte großen Ehrgeiz darin beim Laufen immer alle zu überholen. In der Klasse war sie beliebt und tonangebend. Stolz brachte sie ihre Zeugnisse nach Hause und wurde sehr gelobt. Dank der guten Noten konnte sie später auch studieren. Sie studierte Psychologie und Medizin, denn sie wollte immer schon Menschen helfen.