Bewährungsprobe

Bei unserer Akademie für Ältere – wo ich seit 3 Jahren ehrenamtlich mithelfe – fing das erste Semester in diesem Jahr an. Eine Unmenge an Kurs-Anmeldungen im Beratungsbüro mussten bewältigt werden – wir arbeiteten täglich zu fünft um den Andrang zu bewältigen. Es ist ja eine wirklich gute Sache und wir bestehen nun schon seit Jahrzehnten und werden immer größer und beliebter.

Aber für mich war es diesmal das erste Mal, dass ich direkt in der ersten Woche des Anmeldungs-Run eingeteilt war bzw. zuließ, dass man mich einteilte. Es war eine richtige Bewährungsprobe! Zeitweise im Dunkeln mit Wecker aufstehen – wo mein Lebensrhythmus sonst der eines Nachtlichts ist, meine Termine schön geordnet auf meist erst ab Mittag, frühestens um 11 Uhr gelegt. So schnell stellt sich der Biorhythmus aber nicht um und so saß ich da stundenlang ohne Pause, mit 3 – 5 Stunden Schlaf und gab mein Bestes. Auch das lange Sitzen vor dem Computer beim einpflegen der neuen Daten war schwierig. Eigentlich sollte ich seit dem Unfall nicht mehr so lange am Stück sitzen (und die Schmerzen sind auch nicht ohne), am Abend wenn ich mit ‚franzigem‘ Mund zurück kehrte (wir hatten ja Kundendirektkontakt) fiel ich erst mal auf der Couch zusammen und in Tiefschlaf. Auch die Lärmkulisse war sehr ungewohnt, 4 Mitarbeiter in einem Raum, vor jedem Schreibtisch einer, der seine Kurse eingebucht haben wollte, dazwischen das Telefon und dahinter eine Schlange von Wartenden auf Stühlen.

Das war diese Woche eine echte Herausforderung und mir ging öfter der Gedanke durch den Kopf: das ist ja wie früher im Berufsleben, der gleiche Stress. Aber es dauert ja nur noch ca. 1 Woche und dann wird es leichter. Und gelohnt hat es sich auf alle Fälle. Es tut gut zu sehen, wie leistungsfähig man doch noch ist und dass man noch viel Gutes, Brauchbares für andere tun kann. Der Umgang mit Menschen machte mir ja immer schon Freude, da blühe ich auf und bin humorig drauf. Summa Sumara eine gute Erfahrung.

Was ich allerdings nicht mehr geschafft habe war, dass ich noch mit den Affirmationen weiter machte und den Übungen. Auch keine Meditation ist mir gelungen, ich schlief regelmäßig sofort ein. Mit all dem werde ich gleich morgen – ausgeschlafen – weitermachen – schließlich will ich dranbleiben und mich weiterentwickeln.

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Befreit?

Bin ich wirklich von den Traumen befreit? Kann man das je sein? Sind sie nun für immer weg? Ist das eine Illusion? Bleibt doch was hängen?

Ehrlich, ich weiß es nicht – ich weiß nur eins: Ich fühle mich soviel besser – positiver – ganzer – hoffnungsvoller – neugieriger – harmonischer – freudiger – mutiger – liebevoller – ausgeglichener und kann mit ganzem Herzen bejahen, dass es mir jetzt wunderbar gut geht. Jetzt – und auch schon eine ganze Weile.

Ich werde wohl immer stressanfälliger sein als Menschen ohne größere Traumaerlebnisse, ich werde wohl immer noch leichter im Innen zu kippen sein, wenn Vergangenheitserinnerungen auftauchen, mich ähnliches im Leben triggert. Aber ich weiß auch, dass ich stark bin und dass ich für Schicksalsschläge gut gerüstet bin. Ich fühle meine Stärke und Zuversicht. Und ich spüre keinen Zweifel mehr, dass ich nicht gewappnet bin gegen schlimmere Situation. Natürlich kann ich nicht in die Zukunft schauen, was da noch für mich bereit liegt, was da noch in meinem Leben Unbekanntes am Wegrand liegt, aber ich habe keine Angst mehr.

Ich habe mir soviel ‚Handwerkszeug‘ in den letzten Monaten erarbeitet – keine vorübergehenden Skills – sondern Methoden, die mich weiter begleiten werden, Hilfen die mich stärker und bewusster gemacht haben (und ich werde weiterwachsen und noch mehr lernen, was mich noch stärker macht). Ich halte jetzt mehr aus, das spüre ich deutlich. Ich habe Vertrauen in meine Kraft, in das, was ich auf meiner Lebensreise gelernt habe, bin bewusster geworden. Ich bin kein Alien mehr, ich fühle mich zugehörig zu den Menschen, denen ich tagein tagaus begegne. Fühle mich eingebunden und nützlich, werde gebraucht. Ja, und ich bin dankbar, dass ich aus meinem Sumpf mich habe befreien können, quasi mich selbst an den Haaren aus dem alten Morast – aus meiner falschen Identität gezogen habe. Etwas mir vorher unmöglich erscheinendes ist mir gelungen.

Statt meiner ständigen Hilferufe nach Befreiung vom Leid – ist an die Stelle große Dankbarkeit und Erleichterung getreten – so dass ich nun endlich da bin, wo ich hin wollte.

Der Aufwärtstrend in den letzten Monaten ist fast ohne Unterbrechung gelungen. Ich bin neugierig, wie ich mich bewähren werde, wenn auch mal nicht so sonnige Zeiten vor mir liegen. Aber ich zweifle nicht daran, dass ich sie bewältigen werde.

Das Festhalten meines Weges hier im Blog, hat dabei sehr geholfen besser zu sehen, was mich verändert hat, meinen Weg aus dem Leid zu finden.

Was die Seele stark macht

Wie gut, dass ich bei Vergißmeinnicht auf diese Sendung gestoßen bin. Das war wirklich sehr erhellend und bestätigend für mich. Ich würde das total unterschreiben, denn ich lebe das jetzt ja schon ein halbes Jahr alles, was da beschrieben wird (und worüber ich auch in meinem Blog schon vor Wochen und Monaten geschrieben haben – von meinen Erfahrungen. Ja, wir können auch ohne Therapie Resilienz entwickeln und stärker werden. Aber es kommt halt drauf an wo wir den Fokus haben.

Bei Vergissmeinnicht (auch in den darauf folgenden Kommentaren) kann man sehr gut sehen – wohin der Fokus auch gerichtet werden kann und wie der Mechanismus funktioniert – durch den in die andere Richtung – der Schwächung dieser inneren Kraft – gerichteten Fokus.

Planet Wissen: Sendung über Resilienz