Zum Helden werden

Auch wenn ich hier auf dem Blog nur noch selten etwas schreibe, weil er zwar noch offen ist (wegen der wertvollen Inhalte, die mich auf einen neuen Weg – dem Innenreisewege-Blog – gebracht hat) aber es auf dem Folgeblog längst um ganz andere erweiternde Themen geht, so ist es nicht verkehrt ab und zu noch Rückschau zu halten – auf das ‚woher‘ man kam. Das kann einen sehr viel lehren und es ist sicher auch gut diese Mechanismen, die einen früher ins Leid brachten – noch weiter im Auge zu behalten – um nicht wieder in Altes zurück zu fallen. Es ist jetzt grad mal eineinhalb Jahr her, wo ich einen neuen Weg gefunden habe, der mich aus dem Leid führte.

Ab und zu verirre ich mich (aus Neugier) auf die früheren Blogs, mit denen ich damals das Leid teilte, dass uns immer wieder gemeinsam unsere Schleifen drehen ließ – und ich sehe so klar vor mir – was mich damals in die Irre führte. Das ist sehr heilsam. 

Eines der Fakten war, dass wir unsere Diagnosen unser ‚außergewöhnliches Leid‘ und den Stellenwert unserer Verletzungen untereinander verglichen und ab und zu heimlich dachten: wir hätten besonders viel gelitten oder die Diagnosen wären das Indiz für größeres erlittenes Leid. Das ist ein fataler Irrtum. Niemand kann erfühlen, wieviel Schmerz und Leid jemand fühlt in einer schlimmen Situation der Gewalt zum Bsp. selbst wenn sie nicht so früh im Kindesalter oder in den schrecklichsten Umständen war. Niemand weiß wie das einzelne Kind Gewalt verarbeitet oder empfindet. Manche Kinder blenden Schmerz so aus, dass sie ihn nur einmal erleben mussten und dann nie wieder, weil sie Wege gefunden haben ihn zu dissoziieren – auszublenden. Vielleicht weil diese Gewalt jeden Tag geschah oder weil sie besonders sensibel waren, blendeten sie früher aus um sich zu helfen. Andere Kinder haben vielleicht die Gewaltsituationen nicht täglich erlebt und erlitten sie immer wieder aufs Neue und mit allen Sinnen, weil sie sie nicht dissoziiert hatten oder konnten.

Die Besonderheiten durch die Wertung der Diagnosen ist für die Heilung wesentlich – sie sind m.E. hinderlich – echt hinderlich. Sie bringen Klienten dazu daran festzuhalten, an der Besonderheit, der Seltenheit, der Exotik dieser sich aus der Diagnose ergebenden Einschätzungen. Das ist ja auch verführerisch, wenn man als Kind vernachlässigt wird, nie gesehen, ja sogar nicht gewollt war – so gibt einen – wenigstens im Nachhinein – so eine schwere Diagnose wenigstens noch ein wenig Beachtung, (fatale) Wertschätzung und besonderen Status. Und das kann verhindern, dass man sich selbst auf den Weg der Heilung macht und statt dessen jahrelang darauf wartet, dass ein erlösender Therapeut kommt, und man so viel länger im Leid verharrt als nötig.

Eine echte spirituelle Begleitung in der Therapie würde das nicht zulassen, dort gibt es nämlich keine ‚besseren‘ Menschen oder schlechtere (dort sind auch nicht allein die Täter/Opfer in Schwarz und Weiß eingeordnet). Dort gibt es die Sichtweise, dass wir alle gleich sind, die gleichen Bedürfnisse haben nach Liebe und Anerkennung und diese auf sehr verschiedenen Wegen versucht wird zu bekommen. Da glaubt z.B. ein Erwachsener (unbewusst und verwechselt dabei Macht mit Liebe), dass wenn er Macht über ein Kind/Frau (durch Missbrauch oder Gewalt) hat, er so einen Ersatz bekommt für seine frühere Hilflosigkeit. Oder eine Frau (die sich als Opfer fühlt), die als Kind schon nicht gewollt war und das deutlich zu spüren bekam durch Gewalt, glaubt nun sie müsse bei ihren sie schlecht behandelnden Ehemann bleiben, weil sie damals schon gelernt hat, dass sie unwert ist und fügt sich in die Schläge – lässt sogar zu, dass ihre Kinder das gleiche Schicksal erleben…. und wird so zur Täterin. Täter und Opfer vermischen sich leicht in der Trennung und Zuordnung in schwarz und weiß.

So haben alle Menschen Gründe – die Wege sind unterschiedlich wie wir die Defizite von früher ausgleichen wollen und glauben wir könnten etwas damit erreichen wenn wir bestimmte Dinge tun, aber wir können nur eins tun – all die Vergangenheitsreste, Konditionierungen, Glaubenssätze  – genau und ehrlich (in aller Demut) anschauen und uns von diesen Irrtümern zu befreien. Keiner ist besser als der andere – wir sind alle Helden (wie Dami Charf so treffend beschreibt) wenn wir uns selbst befreien vom Opferdasein und Verantwortung übernehmen und annehmen was ist. Und wir sollten auch wissen und verinnerlichen, dass dieses Diagnosen nur für die Einschätzung von Krankenkassen da sind und wir nicht unsere Diagnosen sind.

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Schurke – Opfer

E. Tolle „Eine neue Erde“ Fortsetzung:

„EGOs, denen keine Bewunderung zuteil wird, versuchen manchmal in anderer Form auf sich aufmerksam zu machen und spielen verschieden Rollen um dies zu erreichen. Wenn sie keine positive Beachtung finden, verlegen sie sich mitunter darauf, negativ aufzufallen, z.Bsp. indem sie jemanden zu einer negativen Reaktion herausfordern. Schon manche Kinder tun das, sie benehmen sich schlecht um Aufmerksamkeit zu erregen. Negative Rollen werden besonders dann gespielt, wenn das EGO durch einen aktiven Schmerzkörper vergrößert ist, d.h. durch einen emotionalen Schmerz aus der Vergangenheit, der durch Auffrischung nach neuer schmerzvoller Erfahrung verlangt. Manche EGOs begehen Verbrechen um zu trauriger Berühmtheit zu gelangen, sie versuchen wenigstens dadurch Aufsehen zu erregen, dass sie bekannt werden und andere sie verdammen – „bitte bestätige mir, dass ich existiere, dass ich nicht völlig unbedeutend bin“- scheinen sie sagen zu wollen. Solche pathologische EGO-Formen sind im Grunde nur extremere Versionen von normalen EGOs.

Eine Rolle, die häufig gespielt wird ist die des Opfers und die Formen von Aufmerksamkeit, die so gesucht werden, sind Sympathie und Mitleid, das Interesse an meinen Problemen, an mir und meiner Geschichte. Sich selbst als Opfer zu betrachten, ist Bestandteil vieler EGO-Muster, wie etwa dem Klagen, dem Beleidigt- und dem Wütendsein. Habe ich mich erst einmal mit einer Geschichte identifiziert, in der ich mir die Rolle des Opfers zugewiesen habe, möchte ich natürlich nicht, dass die Geschichte aufhört, denn wie jeder Therapeut weiß, will das EGO nicht, dass seine Probleme ein Ende haben, weil sie Teil seiner Identität sind. Wenn niemand meine traurige Geschichte hören will, erzähle ich sie mir im Geiste selbst immer wieder neu und tue mir dann furchtbar leid und schon habe ich eine Identität als jemand, der vom Leben, von anderen Menschen, vom Schicksal oder von Gott ungerecht behandelt wird. Sie liefern mir eine Definition eines Selbstbildes und macht jemanden aus mir und das ist alles was für das EGO zählt.

Ja, das EGO will immer, dass alles so bleibt wie es ist, es hat Angst vor Veränderung, für das EGO ist Veränderung gleichbedeutend mit sterben.

Die obige Aussage von Tolle ist starker Tobak – ABER – wenn wir fähig sind das anzuschauen und auch wenn wir unser Leben rückwirkend betrachten – so fallen mir gleich eine Handvoll Gegebenheiten ein, die das bestätigen.

Erst mal als Kind: Als Kind wurde ich nie positiv verstärkt oder betrachtet – im Gegenteil. Ich wurde als Störfaktor, als nicht gewollt, als schwarzes Schaf gesehen, es gab nichts Gutes an mir…. Die gefühlte Tatsache (von Verwandten bestätigt), dass ich abgetrieben werden sollte und von einem Vater stammte, den meine Mutter gehasst hat – war wohl am schlimmsten für mich als Kind. Mein Lebensrecht war mir sozusagen abgesprochen – meine Mutter wollte mich nicht nicht und die täglichen Prügel von meinem Stiefvater hämmerten mir das auch glaubhaft in mich hinein. So, begann ich mir einen Trick auszudenken (unbewusst) mich bei den Misshandlungen nach einer Weile tot zu stellen, was regelmäßig irgendwann bei meiner Mutter (die daneben stand) den Ruf entlockte: „Hör auf, Du schlägst sie ja tot“. Dies wiederholte sich fast täglich, jedesmal holte ich mir (unbewusst) auf diese Weise meine Lebensberechtigung.

Später als junge Erwachsene und auch noch nach meinem Unfall und der Diagnose DIS, blieb ich weiter Opfer meiner Schreckenserziehung. Und ich werde wohl nie aufhören diese Jahre zu bedauern, in denen ich mich als Opfer gefühlt habe, die mich so viel Zeit kosteten, weil das Opfersein mich jahrelang gefangen hielt. Was hätte ich in all den verlorenen Jahren alles Wunderbares tun können – aber vielleicht werde ich ja 104 wie eine Tante mütterlicherseits und durch immer mehr Bewusstsein – bleibt auch mein Geist vielleicht noch noch lange helle. 😉 

In der Opferrolle bekommt das EGO viel Nahrung, durch Trost und Aufmerksamkeit – jedenfalls kurzfristig (nicht langfristig) und weil dieser Trost nicht lange anhält, muss diese verhängnisvolle Rolle stets mit neuen alten Opferaussagen erneut bestätigt werden. So ist mir jetzt auch klar, warum ich in dieser Phase immer wieder den Eindruck hatte, dass es im Kontakt (Blog) mit anderen „Opfern“ damals – zu dieser steten Steigerung von Leid kam (ich bin viel schlimmer dran…. mir geht es am schlechtesten … mir ist das Schrecklichste passiert…).

Für mich ist es sehr heilsam, durch diese Texte von Tolle, zu erkennen, was damals geschah mit und in mir – so ist der Weg zurück zu Opferverhalten nicht mehr gangbar, er ist durch das neue Bewusstsein oder Bewusstgewordensein nun unmöglich geworden. Das ist ja oft bei sog. Opfern der Fall, dass sie sich auf den Weg machen und dann nach einiger Zeit wieder zurück fallen und aufgeben, weil es nicht gleich funktioniert hat. Hat man die Mechanismen des EGOs erst einmal durchschaut – will man sie nicht mehr bedienen, man kann keinen Nutzen mehr daraus ziehen, wenn man sie erst einmal verstanden hat. Das EGO hat nur im unbewussten Zustand Macht über uns.

Es geht weiter

Die Auseinandersetzung mit dem Thema Opfer/Täter geht weiter. Mit einigen bin ich im Dialog per email zu diesem Thema, die auch Gewalterfahrungen erlebt haben. In dieser Runde ist sachlicher Austausch möglich, sie fühlen sich nicht mehr als Opfer – aber jeder von ihnen fühlte sich früher schon so und konnte sich allmählich davon befreien. So verschiedene Erlebnisweisen sind für eine weiterführende sachliche Untersuchung eines solch schwierigen Themas sehr gut. Und durch den Nicht-mehr-Opfer-Status ist ein viel freierer Blick auf die Fakten möglich. Weiterlesen

Opfersein 2 – Anatomie

Wie kam es also dazu, dass ich aus der Opferrolle aussteigen konnte?

Ehrlich gesagt hat es dazu einen ewig langen Weg gebraucht und ich musste viele leidvolle Stufen durchleben, bevor ich erwachte.

Seltsamerweise fühlte ich mich als Kind – als ich all diese quälenden Dinge erlebte – überhaupt nicht als Opfer. Wahrscheinlich hatte ich kein Bewusstsein darüber, was ein Opfer war. Ein Tier das gequält wird spürt zwar den Schmerz, aber es hat kein Bewusstsein und kann nicht denken „mein Besitzer o.ä. quält mich und das ist unrecht“. So ergeht es Kindern wohl auch. Sie nehmen es hin als Gegebenheit und entwickeln ihre Schmerzvermeidungsverhalten, sie weichen aus, entwickeln unbewusst Strategien um Leid zu entgehen.

Die erste Phase ist dabei wohl, mit allem Sinnen verstehen zu wollen wie der Quäler gestrickt ist, um zu vermeiden oder sich darauf vorzubereiten. Die zweite Phase beginnt, wenn wir genügend gelernt haben, den uns Schmerz zufügenden Tätern zu begreifen und einzuordnen. Bei mir war das so, dass dann nicht mehr alleinig das Erdulden von Schmerz und Erniedrigung – im Vordergrund stand, sondern allmählich auch ein strategisches Handeln zur Vermeidung von Schmerz möglich war, wenn auch auf einer sehr niedrigen Stufe, irgendwie instinktiv. Gleichzeitig identifizierte ich mich mit den gequälten Haustieren, die noch hilfloser waren als ich und rettete so mein Mitgefühl – nicht für mich – aber für diese Geschöpfe. Bis heute ist das so geblieben, es macht mich fuchsteufelswild wenn ich sehe, dass Tiere gequält oder falsch gehalten werden.

Die nächste Phase  war der Übertritt in Hassgefühle. Durch Beobachtungen außerhalb meiner Familie registrierte ich sehr wohl, dass nicht jedes Kind geschlagen wurde, nicht jedes Kind gequält wurde und ich fing an auf einer unbewussten Ebene Gründe zu erkunden, die erklärten: warum ich? Meine Gründe, die ich damals fand – waren vielfältig und gespalten. Ein Teil von mir glaubte die Aussage: Ich wäre schlecht und hätte den Teufel im Leib, der andere glaubte das nicht und suchte eine andere Erklärung. Wohl schon sehr früh rettete ich mir das Bild eines gerechten, guten Gottes (eine sehr katholische Erziehung seitens meiner Großmutter wirkte da wohl mit) indem ich den Glaubenssatz entwickelte: „Ich bin hier um das Leid der Welt zu tilgen“ – In einer Therapie in jungen Erwachsenenjahren entdeckten wir ihn und damals war ich sehr berührt davon, denn ich fühlte das Kind in mir sehr deutlich, das diesen Glaubenssatz entwickelt hatte – in höchster Not – weil es keine bessere Erklärung für sein Leid fand. Ich wurde von da ab ein freiwilliges Opfer – jesusgleich. So ließ sich mein Leid besser ertragen, es bekam Sinn.

Heute sehe ich das im Rückblick so, dass mich diese ‚Lösung‘ davor bewahrte ein gewalttätiger Mensch zu werden, denn ich duldete alle Misserfolge ohne groß dagegen zu rebellieren. Zugleich war diese Lösung auch ein Gegengewicht gegen die Aussagen meiner Erziehungsberechtigten, dass sie falsch lagen, dass ich den Teufel in mir hatte und dass sie unrecht hatten, ich widerlegte sie ja damit, dass ich ähnliches tat wie Jesus (ich litt für die Menschheit). Ich war gut, denn ich schaffte das Leid der Welt ab, überall wo ich war. Mein Leben hatte Sinn.

Erst mit 17 war ich fähig mich anders zu betrachten und damit auch das Leben. Während meine gleichaltrigen Freunde um mich herum sich für Jungs, Partys, Discos interessierten hörte ich Klassische Musik, ging in Kirchenkonzerte, und sprach mit älteren Personen über Gott und stellte viele Fragen über das Leben. In dieser Zeit traf mich mein Leid mit Wucht. Ich sah das Unrecht mit vollem Bewusstsein, sowohl in meinem Leben, als auch in der Welt. Das war die Zeit wo ich Gott verlor. Ich konnte nicht mehr an ihn glauben, ich verzweifelte an der Welt und den Menschen. Ich sah nur noch Elend und Unrecht, um mich herum, einschließlich meines. Mehr als 10 Jahre folgte nun die Phase in der ich nicht mehr leben konnte, nicht mehr leben wollte und es wechselten sich die Zeiten ab – von Selbstmordgedanken, Therapieversuchen/ Suizidversuchen und Aufenthalte in Krankenhäusern und Psychiatrien. Trotzdem gab es auch in dieser Zeit Episoden von ein wenig Ruhe und „normalen Lebens“ – dank meiner so wunderbar funktionierender Alltagspersonen, denen es gelang, die Leidenden und Verzweifelten in mir in Schach zu halten. Heute finde ich es ein Wunder und gleichzeitig ein Geschenk, dass wir so starke, so fähige Alltagsleute in uns haben, mit denen wir es schafften einen Beruf zu lernen, ihn jahrelang gut auszuüben – (von den Zusammenbrüchen zwischendurch abgesehen).

Meine letzte Phase, die mich aus dem Leid schälte, war mein 7monatiger Aufenthalt in einer Psychosomatischen Klinik – wo man mich nach einigen Versuchen mich in Therapien einzubringen – kläglich gescheitert waren (sogar dort versuchte ich mich umzubringen). Dort sagte man mir es wäre besser keine Therapie mehr zu machen. (Man verriet mir damals nicht den Grund, aber heute denke ich, dass mich jede Therapie an den Eigentod führt). Aber ich war dort in dieser Klinik in alle anderen hilfreichen Gegebenheiten eingebunden. Ich bekam kleine anderweitige Aufgaben und nahm an Wanderungen, Frühsport, Autogenem Training, Morgenmedition, täglichen Versammlungen, Gestaltübungen, Malen…. etc. teil. In der Zeit wo die anderen in den Therapiegruppen waren hatte ich Freizeit und stromerte meist in der umliegenden schönen Gegend herum. Ich lebte ziemlich frei dort und erholte mich, zu den Essenszeiten musste ich immer da sein und  die gerade aufgezählten Angebote waren für mich verpflichtend. So verließ ich als neuer Mensch damals die Klinik und fühlte mich total stark und mächtig mein Leben zu gestalten. Einen kurzen Rückfall hatte ich noch in die Hilflosigkeit, als ich merkte, dass ich wohl doch nicht immer in dieser allmächtigen Position sein konnte. Ich dachte wieder an Selbstmord, ging aber kurz zu Besuch nochmal in die Klinik zurück, wo man mir begreiflich machte, dass das Leben ein Auf- und Ab ist und es normal war, auch mal ein Tief zu haben. Und allmählich akzeptierte ich von da an, dass das Leben schwingt.

Erst mit 28 Jahren gelang es mir diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Als dies geschah war das Leben für mich eine völlig neue Erfahrung – schon damals begegnete mir die erste Stufe von Selbstwirksamkeit. Ich konnte mich anders Betrachten und bemerkte, dass es außerhalb von meinem Elend noch anderes gab.

Kurz nach der Klinik war ich auch bereit für eine gesunde Partnerschaft und 3 Jahre später gebar ich meine Tochter. Sie war das Heilsamste für mich um zu lernen, zu erkennen, wie stark einen Liebe und Verantwortung für jemand macht. Alles konzentrierte sich auf ‚das gute Mutter sein wollen‘ und dass ich gelernte Erzieherin war und viel las, half mir sehr meiner Tochter das geben zu können, was ich von meiner Mutter nie bekam. So wie ich es heute aus der Distanz erlebe, war es sehr heilsam für mich diese ganzen Phasen der Kindheit zusammen mitzuerleben, ein Stück weit nachzuerleben, was mir gefehlt hat und was ich nun meiner Tochter schenken konnte.

Und ich habe gelernt, dass ich nun kein Opfer mehr bin und dass ich mich durch nichts und niemand mehr zum Opfer machen lasse. Dass ich eine Wahl habe!