Immer noch liebe ich es diese umfangreiche 9stündige CD mit MP3 Titeln nachts zum Einschlafen und beim Aufwachen zu hören. Ja, und auch des nachts laufen ja die Texte durch. Ich lasse mich also berieseln mit Texten von Eckhart Tolle.
Hi hi, das ist wie Gehirnwäsche. Nun, Gehirnwäsche und Dauerbeeinflussung wird ja in der Regel nicht gerade positiv gewertet. Aber seien wir mal ehrlich, wir werden doch dauernd berieselt von Fernsehen, Radio, Lautsprechern in Einkaufsläden, Werbungen, Meinungen von Fremden, Bekannten, Sprüchen auf Litfasssäulen und irgendwelchen Medien. Meist sind das Berieselungen, die wir gar nicht wollen, bzw. oft gar nicht wahrnehmen – uns aber durchaus beeinflussen. Und nicht zu vergessen, die vielen Stimmen in unserem Kopf – viele davon, die pausenlos Verurteilungen, negative Glaubenssätze, Abwertungen und Belanglosigkeit – unentwegt ungefiltert von sich geben.
Da finde ich es gar nicht so schlecht mich von jemanden, dessen Texte ich gut finde, jemanden, den ich schätze – berieseln zu lassen, also die Berieselungswahl selbst zu treffen.
Heute zum Beispiel, wachte ich mit dem Satz von Tolle auf: Wenn uns jemand begegnet, der uns aufregt, weil er uns entwertet (oder wir uns entwertet fühlen – sind ja zwei ganz verschiedene Sachen) – könnten wir ja mal üben, das auszuhalten und nicht gleich hochgehen. (Ist sicher sehr förderlich auf Beziehungsebenen)
Denn er sagt: nicht widerstreben, nicht anhaften, nicht urteilen, sei die wahre Freiheit des Menschen.
Interessant für mich ist auch, dass Tolle viel mit Metaphern arbeitet um Lesern, Hörern etwas nahe zu bringen. So steht die Metapher für nicht anhaften hier als Beispiel:
„Mag sein
Die Geschichte [handelt] vom Weisen, der in der Lotterie ein teures Auto gewann. Seine Familie und seine Freunde freuten sich für ihn und kamen, um mit ihm zu feiern. „Ist das nicht wunderbar?“, sagten sie. „Du bist ein Glückspilz!“ Der Mann lächelte und sagte: „Mag sein.“
Ein paar Wochen lang machte es ihm Freude, mit dem Auto herumzufahren. Dann stieß eines Tages auf einer Kreuzung ein betrunkener Autofahrer mit ihm zusammen, und er musste mit zahlreichen Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Seine Angehörigen und die Freunde besuchten ihn dort und sagten: „Das war aber wirklich Pech!“ Wieder lächelte der Mann und sagte: „Mag sein.“
Eines Nachts, während er noch im Krankenhaus lag, wurde sein Haus von einem Erdrutsch ins Meer gerissen. Am nächsten Morgen kamen die Freunde und sagten: „Hast du ein Glück gehabt, dass du unterdessen hier im Krankenhaus warst!“ Wieder sagte er: „Mag sein.“
Das „Mag sein“ des Weisen steht für die Weigerung, etwas, das geschieht, zu bewerten. Statt es zu bewerten, akzeptiert er es und fügt sich dadurch bewusst in eine höhere Ordnung ein. Er weiß, dass mit dem Verstand meist nicht zu begreifen ist, welchen Stellenwert ein scheinbar zufälliges Ereignis im Geflecht des Ganzen einnimmt und welchen Sinn es hat.“