Symbiotische Beziehungen

Ein seit Jahren mit mir (und ich mit ihnen) befreundetes Paar – beobachte ich schon lange (so 7 / 8 Jahre) – ich kenne noch die Anfänge ihrer Beziehung. In den letzten beiden Jahren bemerke ich zunehmend, dass sie sich immer mehr symbiotisch entwickeln. Sie haben kaum andere Freunde und wir sehen uns auch nur meist im Garten, weil wir auch Gartennachbarn sind. In Gesprächen merke ich, dass sie sich absolut allein/zu Zweit genügen und wenig Interesse an der Welt zeigen. Sie erzählen mir ganz beglückt (so scheint es mir), dass sie immer mehr sich gleichen, schon die begonnenen Sätze des anderen vervollständigen können.

Also ich habe sehr unterschiedliche Freunde, und jede Freundschaft ist anders, weil wir ja auch Individuen sind. Auf den ersten Blick scheint mir diese gleichklangige Beziehung ja eigentlich was Schönes. Aber irgendwie riecht mir das bei genauerem Hinsehen, nicht sehr wachstumsfördernd. Es kommt ja nichts wirklich Neues rein, was den Blick auf das eigene Sein und Wirken erweitern könnte. Für einige Zeit – nach dem Frischverliebtsein ganz sicher ein befriedigender Zustand – aber nach 7 Jahren immer noch? Mir wäre das zu langweilig und hätte ich so eine Beziehung wäre ich bald kreuzunglücklich.

Aber vielleicht irre ich mich ja. Vielleicht bin ich durch meine „aufregende und dramatische“ Kindheit nur so gepolt, dass ich Abwechslung brauche, stehts mich innerlich erweitern will – weil mir ein Zweierleben auf Dauer ohne Input von außen zu öde wäre.  Aber die Beiden sind ohnehin ganz anders wie ich unterwegs, verstehen vieles nicht davon wie ich denke und mein Leben ausrichte. Ihres ist eher materiell ausgerichtet und nicht auf ‚Werte‘. Und sie scheinen sich völlig zu genug zu sein und damit zufrieden und ich will sie ja auch nicht ändern – nur tauschen möchte ich nicht mit ihnen. Es macht mich nur nachdenklich und meine Klara Gründlich in mir – will immer alles wissen und den Sachen auf den Grund gehen.

Sind symbiotische Beziehungen die bessere Art der Beziehung? Ist das erstrebenswert?

Ich würde mich freuen, wenn sich hier jemand einklinkt und von seiner Denke darüber berichtet.

4 Gedanken zu “Symbiotische Beziehungen

  1. Naja, eine gesunde Symbiose gibt es eigentlich nur zwischen Mutter und Kind nach der Geburt.
    Aber letztendlich darf auch jeder Erwachsene eine symbiotische Beziehung mit wem auch immer leben, wenn er das möchte. Ob das jedoch gesund ist und was passiert, wenn die Beziehung irgendwann doch scheitert…..

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    • Natürlich darf das jeder Mensch…. man darf so ziemlich alles, was einen selbstschädigt: Rauchen, ungesund sich ernähren, stetig jammern, negativ denken, den ganzen Tag faul im Bett liegen…. mir geht es eigentlich um konstruktive Dinge, die weiterführen uns glücklich machen, mit denen wir eine Weiterentwicklung verfolgen können.

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  2. Ich halte generell symbiotische Beziehungen für erstrebenswert – meine Frau und ich führen eine solche. Wie können schon seit Jahr und Tag die Gedanken des anderen in den meisten Bereichen des Alltags aussprechen. Und das nun seit über 11 Jahren, die wir uns kennen. Selbst die ‚blöden‘ Gedanken teilen wir meist miteinander 😁

    Allerdings bedeutet symbiotische Beziehung ja nicht pauschal, dass man keinen Input mehr von anderen Seiten bekommt. Ja, auch wir haben viele gemeinsame Freunde und Bekannte – aber wir haben auch jeder seine eigenen Leute, mit denen man sich so austauscht. Wir interessieren uns für das was in der Welt um uns herum geschieht. Wir sind an Menschen jeder Art interessiert.

    Wie du weißt, sammle ich gerne mal Pilze. Pilze sind symbiotisch – dennoch bekommen sie die Umwelt mit und die einzelnen Fruchtkörper reagieren sehr unterschiedlich auf Witterung, Verletzung und Nährstoffe. Ich glaube, dass eine solch natürliche Beziehung ideal ist. Keiner der Fruchtkörper verdrängt den anderen – keiner will sich als besser herausstellen oder den anderen unterbuttern. Es ist ein miteinander, dass allen Freiraum zum individuellen Wachsen lässt und sogar Mährstoffe zu anderen Fruchtkörpern hinleitet, die nicht so ‚gut‘ versorgt sind.

    So wie Pflanzen durch die Symbiose mit Pilzen im Tausch gegen Kohlenhydrate von zusätzlichen Nährstoffen und Wasser durch den Pilz zu profitieren, so profitiert auch ein Mensch von einem anderen. Ein symbioseloses Leben ist meiner Meinung nach nicht sinnvoll möglich.

    Und dass ein Mensch ohne ein solches Zusammenspiel mit anderen (egal ob nun in einer Partnerschaft, Eltern-Kind-Beziehung oder den Menschen im Allgemeinen) emotional und geistig zu einem Wrack wird, dürfte hoffentlich durch Kasper Hauser auch der größeren Masse bekannt sein.

    Leben ohne Symbiose ist nicht möglich – wenn man genau hinschaut, ist es immer überall um uns herum ein Geben und Nehmen… Und je ausgeglichener und gerechter dieses Geben und Nehmen ist, umso zufriedener sind die Menschen im Normalfall… Die wenigsten Menschen werden sich wohl fühlen, wenn sie der Nachbar ein Meckerkopp ist und seine schlechte Laune kontinuierlich an einem auslässt. Die Meisten Menschen möchten Frieden – die wohl perfekte Form der Symbiose. Frieden bedeutet ja nicht, den anderen einfach in Ruhe zu lassen…

    Auch du selbst bist ein Symbiose-Mensch wie er im Buche steht, wenn ich bedenke, wie sehr du dich sozial engagierst (gibst), dich mit anderen über Themen austauschst (siehe Blog) und auch Hilfe von anderen annimmst (Ja, ich weiß das 😉). Und ja auch du tauscht dich mit vielen Personen aus, die auf deiner ‚Wellenlänge‘ liegen. Es reichert dich an, sowohl gleichlautendes als auch anderslautendes Feedback zu bekommen. Und du bist nicht gerade begeistert, wenn du das Gefühl hast, angegriffen zu werden. Alles das zeichnet das symbiotische Leben aus. Du sitzt nicht still in deiner Ecke und machst einen auf Plastikpflanze, die nichts benötigt.

    Ob die Art und Weise wie es (augenscheinlich) deine Nachbar tun – also Austausch und Anreicherung mit nur e i n e m Menschen (was ich kaum glaube, denn sie haben ja auch mit dir zu tun und tauschen sich mit dir [in welchem Tiefgang auch immer] aus), für diese zwei Menschen das Ideal ist, dass können wohl nur diese beiden beurteilen.

    In diesem Sinne: Be symbiotic happy!

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    • Vielen Dank für Deine ausführlichen Erörterungen. Und wo Du recht hast hast Du recht. Wir sind alle verschieden und die Symbioseneigung und bis zu welchem Grade ist mit Sicherheit sehr individuell. Und danke für die „Blumen“ im Text – nein ich bin wahrlich keine Plastikpflanze 😉

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