Kein EGO in Sicht – Noch mehr Gedanken zum Helfen 2

Ja, das EGO ist schlau – ganz so wie es E. Tolle sagt, es verbirgt sich – es weiß nun, dass ich es durchschaut habe – es hat keine Macht mehr über mich – solange ich achtsam bin. Vermutlich wird es warten bis ich grad ein wenig unbewusster, unaufmerksamer bin…..

Heißt das nun, dass ich für den Rest meines Lebens achtsam sein muss? Nun, selbst wenn, so ist es tausendmal besser, als ein Leben voller sich stetig wiederholender Leidkreise.

Vor kurzem nahm ich ja wieder mal an einen kostenlosen Online-Kurs von Dami Charf teil,  zumindest die ersten Lektionen konnte man kostenlos anhören. Und dabei waren einige außergewöhnliche Therapeuten zum Interview eingeladen hatte – zum Thema Trauma.

U.a. Dr. Franz Ruppert (Aufstellungsarbeit) und ich habe durch dieses Interview motiviert, ihn in Google aufgerufen und bin auf jenen Satz bei ihm gestoßen:

„Selbstbegegnung. Das ist das neue Wort für die Arbeit an sich selbst und seinen Traumafolgen. Ruppert: Wer keinen Zugang zu seinem Ich oder Selbst hat, braucht auch nicht versuchen, an seinem Trauma zu arbeiten. Erst wenn wir wieder zu unseren gesunden Anteilen Beziehung haben können, wenn ein Ich sein kann, können auch die anderen Strukturen und die Traumafolgen angegangen werden.“

Als ich Dr. Ruppert reden hörte wurde mir langsam immer mehr bewusst, dass es vergebene Liebesmühe ist Traumatisierten, wenn sie noch total in der Leidensschleife hängen – etwas zu vermitteln, was sie herausführen könnte. Sie können nicht, weil sie sich selbst nicht fühlen, nicht wissen, dass sie mehr sind als ihre Gedanken- und Glaubenssätze. Weil sie sich selbst gar nicht wahrnehmen können und blind gefangen sind. Sie hören in sich immer nur noch die gleichen Sätze aus der Vergangenheit, vom konditionierten EGO und glauben, dass dies die Wahrheit ist.

Aber warum ist es mir gelungen? Warum kann ich jetzt Neues – Konstruktives – Entwicklungsförderndes aufnehmen?…warum begeistert und erfreut mich so dieser neue Weg und warum fühle ich mich jetzt richtig und wohl in dieser Welt?… warum fühle ich meine Probleme nicht mehr als Probleme sondern nur noch als Ansporn und Herausforderung zum wachsen?… warum geht es mir nun so gut und immer besser?… warum hat plötzlich alles einen Sinn? Es kann nicht daran liegen, dass ich nicht „genug“ traumatisiert wurde – es war so schlimm, dass es ein Wunder ist, dass ich überhaupt überlebt habe. Es ist für mich ein Rätsel und es wird wohl keine Antwort darauf geben.

Es kann ja nicht sein, dass all die Erwachsenen, die jahrzehntelang in Therapien hängen bleiben und all die Leidensschleifen drehen – weniger litten als ich oder? Ich spürte vor fast einem Jahr ganz deutlich, dass es nun genug Leiden war, dass es nicht weiter bringt diesen Teufelskreis länger zu bedienen.

Vielleicht bekomme ich mehr Antworten darauf, wenn ich mehr Menschen kennengelernt habe, die da auch raus gekommen sind, ich kann ja kein Einzelfall sein.

Aber ist das wichtig? Eigentlich nein. Es wäre wichtig, wenn die Menschen von all meinen Erfahrungen und  Erkenntnissen profitieren könnten, wenn sie es überhaupt interessieren würde, wenn sie es überhaupt aufnehmen könnten, wenn sie es für möglich halten könnten, dass sie selbst einen Weg daraus finden könnten. Wenn sie Hoffnung und den Glauben an sich selbst und an Selbstwirksamkeit entwickeln könnten. Wenn sie nicht einen Geist in sich hätten „der stets verneint“.

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3 Gedanken zu “Kein EGO in Sicht – Noch mehr Gedanken zum Helfen 2

  1. Liebe Pollys,
    es ist bemerkenswert, wie Du Dein Leben wieder lebenswert machen konntest. Du hast viel an Dir gearbeitet und tust es weiterhin – das beweisen Deine Texte. Ich denke, es ist Deine besondere Fähigkeit und Dein innerer Kern, die Dir das möglich machen. Wahrscheinlich hat das nicht jeder oder muss erst dazu selbst finden. Ich persönlich habe mit meinem Trauma ebenso abgeschlossen, es belastet mich nicht mehr. Meine Last ist etwas anderes – darüber erzählte ich Dir schon – aber auch damit geht es mir besser. Und trotzdem muss ich mir immer wieder einmal vor Augen führen, dass ich an der Situation nicht viel ändern kann, dass es nicht in meiner Macht liegt, in das Leben eines anderen (wenn auch eines meiner liebsten) Menschen einzugreifen, dass ich auch so schon tue, was ich kann. Trotzdem kommt hin und wieder die Angst durch mit der Frage – was wird, wenn? … Trotzdem fühle ich mich manchmal machtlos und leide bei dem Gedanken, dass dieser liebe Mensch unglücklich ist.
    Liebe Pollys, ich lese gern das, was Du in Deinem Blog schreibst, auch wenn ich selten kommentiere. Nicht alles kann ich nachvollziehen und mir fehlt manchmal die Begeisterung, was zum Beispiel, die Aussagen von E. Tolle betrifft, aber das macht ja nichts. Jedenfalls finde ich es toll, dass Du anderen Menschen mit Deinen Erfahrungen helfen möchtest, und denke, dass es bei manchen auch ankommt.
    Herzliche Grüße
    Rosa

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    • Danke liebe Rosa. Ja, erst vor kurzem ging es mir so, dass mich die Nöte von jemanden ganz nahem aus dem üblichen „runden“ Gefühl kurzzeitig heraus fallen ließen, aber es gelang mir doch ein wenig hilfreich dann letztendlich zu sein, aber bis diese Situation eintraf, war es schwer auszuhalten und ich glaube Deine Gefühle nachvollziehen zu können, wenn man daneben steht und nichts ändern kann – ja man leidet dann mit. 💗ist dieses wachsende Herz nicht super? Hab es heute zum ersten Mal in der Emojis-Liste entdeckt.

      Gefällt 1 Person

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