Ich lerne grad von Eckhart Tolle was es bedeutet im Jetzt zu sein und so wenig wie möglich in der Vergangenheit oder in der Zukunft. (Immer nur kurze Ausflüge in die vergangenen und zukünftigen Zeiten) Und nach meinem letzten Beitrag „Wochenenden“ fürchte ich liegt da genau der Wurm drin. Ich fürchte nämlich, dass das im Jetzt Leben mir eher unheimlich ist – denn im Jetzt empfindet man alles was gerade ist, vorausgesetzt man lässt es zu… Gefühle kommen und tägliche Aktivitäten z.Bsp. lenken da ab. Aber von Ablenkung wird man nicht heiler.
So ist Eckhart Tolle für mich eine wirkliche Hilfe um das Thema Schmerz anzugehen und es zu durchleuchten – und letztlich um weniger Schmerz zu fühlen, sondern lernen so mit ihm umzugehen, dass er aufgearbeitet wird. Und erst muss ich ja immer im Kopf klar haben wo es hingeht.
Das Problem mit dem Fühlen im Jetzt ist, dass unser Ego-Verstand die Vergangenheit und/oder die Zukunft braucht – er kann nicht ohne diese beiden Faktoren existieren und nimmt das zeitlose Jetzt als Bedrohung war. (So erzählt es Tolle in seinem Buch – das ich auf CD höre – und das ist mir sehr einleuchtend)
Auf der 2. CD gleich am Anfang sagt er, dass der größte Teil unserer Schmerzen und des Leids unnötig ist.
Wörtlich ist da zu hören: „Solange Deine Gedanken unkontrolliert bleiben, kommt auch immer der alte Schmerz hoch – und da kommt auch automatisch Widerstand dagegen auf. Die Intensität des Schmerzes hängt also immer mit dem Grad des Widerstandes gegen den Schmerz im Moment ab. Und der wiederum hängt davon ab, wie stark du mit dem Verstand identifiziert bist. Oder anders ausgedrückt, je mehr Du mit Deinem Verstand identifiziert bist, desto mehr leidest Du.“
Das finde ich faszinierend und sehr einleuchtend. Das erklärt für mich auch die Frage in einem meiner früheren Beiträge, als ich zu ergründen versuchte, warum ich als Kind keinerlei Leid empfand. Da schrieb ich: ‚Wie kann es sein, dass wir all die schlimmen Sachen als Kind überlebt haben, wo doch der Weg, die alten Probleme als Erwachsener zu lösen im Heute soviel einfacher ist, als für die Kinder damals? Ist man als Kind viel stärker als später der Erwachsene?‚ Nun kann ich mir die Antwort selbst geben: Ich war als Kind im Jetzt – und ich machte mir keine Gedanken über die Vergangenheit und auch war ich zu sehr mit der Gegenwart (dem Überleben) beschäftigt, dass kein Raum in mir übrig war an die Zukunft zu denken (und auch mein Verstand noch nicht genug entwickelt war, mir eine Zukunft vorzustellen oder über die Vergangenheit nachzudenken).
Erst sehr viel später – nach meinem 16. Lebensjahr fing ich wirklich an zu leiden, als ich über meine Vergangenheit nachdachte – (mich verglich mit anderen, reflektierte dass meine Kindheit echt Sch…. war und vieles mir fehlte – keine Unterstützung bekam… etc. und meine Zukunft so auch geschmälert sah).
Was ich daraus lerne ist, dass das im Jetzt sein ein angestrebter Zustand werden kann – vorausgesetzt wir wollen nicht noch mehr neuen Schmerz dem alten Schmerz hinzu fügen – und dass wir dieser Schmerzspirale nur entkommen, wenn wir im Jetztzustand, den alten Schmerz – wenn er kommt – zulassen und ihn akzeptieren – nicht Widerstand leisten, (ihn aushalten, durchlaufen) denn Widerstand vermehrt den Schmerz.
Es ist wunderbar mit so einem tollen „Vorleser“ (Eckhart Tolle) jeden Tag ins Bett gehen zu dürfen – das sind Lerngeschichten für Erwachsene, die sich weiterentwickeln wollen.
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