Glaubenssätze

Meines Erachtens ist es so sehr wichtig unsere Glaubenssätze zu überprüfen. Die meisten entstanden ja in einem frühen Alter, also als Kind und wurden durch die Umwelt und unsere Erzieher geprägt. Solche Glaubenssätze, wenn man aus wirklich üblen Familienverhältnissen kommt, können einem das Leben ruinieren oder retten. Ja, wirklich – auch retten. In beiden Fällen ist es sehr wichtig, dass wir sie genau überprüfen.

Jeder weiß was schlimme Glaubenssätze sind (du bist schlecht – bist nicht gut genug – kannst nicht dies und das – du bist ein Versager – du bist hässlich …. und so fort). Wenn man diese früh angelegten Sätze ungeprüft stehen lässt, können sie zu Prophezeiungen werden, die zu Wirklichkeit werden. Auch nonverbale Sichtweisen, die unsere Eltern über uns dachten und uns danach behandelten können sich zu Glaubenssätzen in uns festsetzen, die wir lebenslang mit uns tragen und uns einschränken. 

Jahrzehntelang wusste ich gar nicht, dass ich solche verheerenden Sätze in mir trug, wusste nichts von den katastrophalen Wirkungen in meinem System. Und auch wenn mein Kopf es noch erinnerte, was damals für Sätze gesprochen, geschrieen, gemeint und nonverbal übermittelt worden waren, so war ich mir nicht bewusst welch weitreichende Folgen, die Verinnerlichung in mir bewirkten und dass sie mein Leben seit Jahrzehnten mitgestalteten und zwar sehr zerstörerisch und nicht gerade lebensfördernd.

Als ich es dann endlich begriff, wusste ich nicht wie ich sie loswerden konnte und meine Opfermentalität – ja auch Opfersein ist so ein Glaubenssatz (ich bin ein Opfer gewesen, bin es immer noch und lebenslänglich), schuf in mir lange das Gefühl, dass ich dazu verdammt war, ihn für immer zu behalten.

Oh, ich war gut im Opfersein – ehrlich – ich machte das Beste draus – wehrte ab so gut ich konnte (im Außen) aber innerlich blieb ich es. Diese Sätze in mir, schienen wie eingebrannt, nicht ausrottbar, ja man bekam sie nicht mal zu fassen. Immer wieder versuchte ich zwei meiner prägendsten Glaubenssätze loszuwerden. Der eine lautete; „Wenn ich leben will – muss ich sterben“. Es gibt keinen perfekteren Glaubenssatz als diesen, er lässt einen nicht leben und nicht sterben. Eigentlich hieß er korrekterweise (gefühlt): „Wenn ich richtig gut leben will, muss ich sterben“. Das bringt einen nicht nur dazu mit gezogener Handbremse zu leben – oder wenn man es doch einmal wagt sich mit Freude ins Leben zu stürzen und die üblichen Grenzen jenseits des gewohnten Lebens, in Richtung gutem Leben zu überschreiten, dann ist da innen sofort etwas, das einem dazu bringt sofort wieder etwas zu konstruieren, was das erreichte Gute wieder eliminiert. Oder schlimmer noch, diese unsichtbare Grenzüberschreitung ertränkt wird in dem destruktiven Gefühl, dass man ja gar nicht berechtigt ist zu leben (Folge: Suizidversuch, der nie gelingen kann, weil die Gegenkraft – die Lebenskraft ja auch noch da ist). Das bedeutet im Klartext ein Leben in der Grauzone, das eigene Potential kann nie gelebt werden, ein Leben in ständiger Ambivalenz und Zerrissenheit.

Ich hatte ja noch den anderen Glaubenssatz, wie ich ihn im letzten Beitrag erwähnt hatte, der mir ein Leben ermöglichte „für andere hilfreich zu sein, (dass ich dazu geboren war, das Leid der Welt zu tilgen) und der mir erlaubte trotzdem überhaupt zu  leben, das mir den Sinn in meinem Dasein zu finden erlaubte. Aber im Grunde eine Pattsituation, denn Leben konnte ich so zwar, aber mein wahres Potential entfalten gelingt einem damit auch nicht.

In den letzten drei gescheiterten Therapieversuchen habe ich regelmäßig gleich anfangs diese beiden Glaubenssätze erwähnt und danach gefragt – wie man die wohl auflösen könnte. Von keiner Thera bekam ich dazu eine Antwort oder einen Hinweis, wie das gehen könnte.

Nun, habe ich gleich mehrere Methoden entdeckt, wie ich diese Glaubenssätze in mir behandeln, etwas gegen sie tun kann. Ich bin ihnen nicht mehr hilflos ausgeliefert. Vielleicht wurde eine Lösung und Bearbeitung aber auch erst möglich, seit ich von meiner Selbstwirksamkeit überzeugt bin, dass ich selbst mitwirken kann mein Leben zu gestalten, und nicht mehr nur im Außen jemand suche, der mir hilft sie aufzulösen.

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2 Gedanken zu “Glaubenssätze

  1. Bei uns wurden wirklich viele Glaubenssätze durch die Therapie „aufgelöst“. Konkret dadurch, dass die Therapeutin uns mit allem, was wir sind, tun, denken vollkommen annahm und uns das Gefühl vermittelte: ihr seid gut so wie ihr seid.

    Es sind nicht alle Glaubenssätze weg, leider. Aber doch vieles löste sich durch die Mutter-Übertragung und das Handeln der Therapeutin darauf, weg.

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    • Das ist interessant! Bei mir lösen die sich nur auf, wenn sie mir 1. bewusst werden, dann wenn ich damit arbeite (d.h. wenn ich sie genau untersuche, wo sie einschränkend und verhindernd sind im Leben und etwas dagegen setze). Solche Glaubenssätze sind ja äußerst und müssen „bewacht“ werden, um zu verhindern dass sie wieder einklinken. Hm, also eine Person, die mich mit allem annahm – schon gar nicht eine Therapeutin – gab es bei mir nicht. Gesagt haben es viele, dass ich gut bin so wie ich bin. Aber großes Aber – ich will nicht so bleiben wie ich bin – sondern ich will mich weiterentwickeln. Meine Mutter-Übertragung löste sich erst auf, als ich mir ihr Leben genauer anschaute und begriff, dass sie trotz allem IHR Bestes gab und sie verstand. Bei mir wendet sich alles immer erst zum Guten, wenn ich mit meinem Bewusstsein daran arbeite, wenn ich selbstwirksam handle und ungute Dinge selbst auflöse. Aber schön, dass es so leicht bei Dir ging. Aber wir sind nicht alle gleich, der Wege sind viele. Aber ich wünschte mir auch oft im Leben, dass es leichter wäre für mich. Scheinbar muss ich mir alles schwer erarbeiten – vielleicht auch ein Glaubenssatz, den ich untersuchen sollte 😉

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