Wachsen – ganz normal

Allmählich verstehe ich immer besser, warum ich diesen schlimmen Unfall hatte oder warum er mich ereilt hat – bzw. mich gestoppt hat – mich daran gehindert hat weiter von meinem (ursprünglichen) Weg abzukommen.

Ein Drittel meines Lebens habe ich mit mir und der Welt gehadert – ein weiteres Drittel habe ich nur für andere gelebt (Tochter großziehen, Brötchen verdienen, allen Anforderungen gerecht zu werden….) – und das letzte Drittel darf ich mich jetzt um mich und meine Weiterentwicklung, meinen Frieden, um meine Wünsche kümmern. So frei und unabhängig habe ich mich noch nie gefühlt. Mehr und mehr merke ich, dass ich mich von anderen Menschen nicht mehr irritieren lasse, wie ich mich strecke, mehr ausdehne, mir treu bleibe, keine Hemmungen mehr habe – meine Wahrheit zu sagen, zu vertreten zu leben – auch wenn sie einigen nicht gefällt. Das heißt nicht, dass ich rücksichtslos bin, ich habe eine klare Ethik in mir, spüre was richtig und falsch ist und bin aufmerksam ob ich das auch einhalte.

Vielleicht ist das dem Alter geschuldet oder den neuen Erkenntnissen, dass ich am besten weiß wer ich bin, wie ich ticke, was ich brauche und viele wertvolle Erfahrungen gemacht habe.

Mir fällt gerade die Aussage des Gestalttherapeuten Fritz Perls:

Ich bin ich.

Du bist du .

Ich bin nicht auf dieser Welt, um deine Erwartungen zu erfüllen.

Du bist nicht auf dieser Welt, um meine zu erfüllen.

Du bist du.

Ich bin ich.

Wenn wir uns in irgendeinem Moment oder irgendeinem Punkt treffen, wird es wunderbar sein.

7 Gedanken zu “Wachsen – ganz normal

  1. Klingt gut. Demnach hast du viel an Stärke gewonnen, trotz allem, was dir widerfahren ist und was dich heruntergezogen hat. An diesen Punkt zu kommen, an dem du dich jetzt befindest, ist sehr schwer, und es allein zu schaffen – alle Achtung! So soll es auch bleiben, nein, viel mehr – das Wachsen soll zunehmen 🙂 Ich wünschte, ich könnte das – einmal nur an mich denken, keine Sorgen um andere zu haben, keine Angst …

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    • Mir geht es ähnlich bei Dir, wenn ich in Deinem Blog und homepage stöbere (vor allem Deine Geschichten ;)). Ja es war sehr schwer – besonders zum Neuanfang und diszipliniert (gedankenmäßig) dabei zu bleiben – all die destruktiven Gedanken nicht mehr zu zu lassen, die so automatisch kamen und mich beherrschten (und mich beherrschen ließ). Aber das mit dem nur mehr an sich selbst denken…. das siehst Du falsch bzw. nicht ganz richtig. Ich würde es so sagen, das an mich selbst denken im Sinne von „aufhören“ damit um sich zu kreisen in der früheren Art, als ich noch in Melinas Blog schrieb. Ich denke jetzt sehr wohl an mich selbst wenn ich mehr für andere tue (meine Ehrenämter und damit für andere und für die Welt einen sinnvollen Beitrag – und damit auch für mich – leiste. Was jetzt dazu gekommen ist, dass ich jetzt besser weiß, was mich froh und glücklich macht – und ich dazu gehöre – in diese Welt – kein Alien mehr bin, erst darauf schauen darf und kann, dass es mir gut geht und dann mich zu engagieren für Andere – aus der Fülle heraus – nicht mehr wie früher aus dem Defizitären heraus und mich dabei selber geschwächt habe (ein gesundes Gleichgewicht). Die Welt ist heller geworden, die Welt ist nicht mehr ständig (gefühlt) gegen mich – so wie ich es früher empfand und immer um mein Leben kämpfte.
      Der Unterschied ist jetzt, dass ich mein eigenes Leben auch wichtig nehme und auch die die mir begegnen und zu meinem Leben gehört auf jeden Fall ein sinnvolles tätig sein für andere und die Welt. Ohne das wäre ich kreuzunglücklich – für andere dasein, offen für ihre Probleme, für ihre Erfahrungen, ihre Art zu leben…. NUR an mich selber denken, das wäre tödlich für mich, aber beides ist jetzt möglich – Freude für mich selbst zu spüren, (darüber was ich bewirken kann und nicht mehr hilflos allem ausgeliefert bin) und auch Freude am „für andere da sein“!

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      • Nein, so habe ich es auch nicht gemeint – an mich zu denken im Sinne egoistisch zu sein. Ich dachte dabei an mein Problem, und mein Problem, das mich derzeit quält, ist nicht meine Vergangenheit, sondern etwas ganz anderes und nicht leicht zu erklären. Für mich wäre es gut, einmal an mich zu denken und die quälenden Sorgen um einen anderen Menschen abzuschütteln. Es wäre gut, wenn ich die Angst um diesen Menschen loswerden und akzeptieren könnte, dass er sein Leben lebt und es auf seine Art meistert. Ich kann es aber nicht so einfach – aus Gründen, die wiederum tief in der Vergangenheit liegen, und das macht mir das Leben sehr schwer.
        Sich jedoch zu engagieren, ehrenamtlich und überhaupt für andere Menschen da zu sein – das finde ich großartig, und ich glaube Dir, dass es Dir dabei gut geht. Es ist ein wunderbares Gefühl, wenn man sieht, dass die Hilfe ankommt und dass sie etwas bewirkt, dass sie anderen guttut. Und es macht Freude 🙂

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      • Ja, Du hast sowas von recht – es macht Freude anderen was Gutes zu tun. Aber um das berühmte Gleichgewicht geht es halt. Und ich verstehe auch, oder besser ahne was Du meinst mit der Verquickung des Jetzterlebens (und nicht könnens) mit der Vergangenheit. Nun, Du kennst ja nun meine email-adresse, da ist vielleicht leichter darüber zu schreiben als hier.

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